Das alte Leben ist vorbei

„Da gibt es Jahrzehnte, in denen
nichts passiert.
Und dann gibt es Wochen, in denen geschehen Jahrzehnte.”
nicht von Lenin

Die ganzen Spinner hatten recht. Die Klimadaten des IPCC, erneut vorgelegt in diesem Monat in ihrem insgesamt sechsten Bericht, werden tatsächlich manipuliert. Dummerweise haben die Spinner mit ihrer Behauptung unrecht, daß hier wieder einmal nur „Klimahysterie” geschürt werden soll.
Hysterisch sind nur die ganzen antiwissenschaftlichen Grundschulverweigerer, die noch immer nicht an schlichte physikalische Fakten glauben wollen. Also Armin Laschet etwa, dieser Vorgartenzwerg mit Gottkomplex, der allen Ernstes Kanzler werden möchte im nächsten Monat.
Die IPCC-Berichte der letzten Jahrzehnte leiden unter exakt dem Manko, das ich ihnen schon längere Zeit unterstellte: Sie sind zu verharmlosend.
Zu sehr gemittelt. Zu versöhnlich formuliert. Auch aus den daran beteiligten Wissenschaften waren in den letzten Jahren ähnliche Kritikpunkte zu vernehmen. Im Rahmen einer „präsentablen Lösung” werde die Gesamtlage aufgehübscht dargestellt, so hieß es. In diesem Zusammenhang muß man sich die Frage stellen, inwiefern die zögerliche Berichterstattung hier zu den aktuellen Umständen beigetragen hat.

In den letzten Wochen ist die Westküste Nordamerikas bei 50°C gut durchgebraten worden. Steak American statt Englisch.
Das war, bevor die ganze Hütte wieder in Flammen aufging. In Kalifornien ist das “Dixie Fire” derzeit das drittgrößte zweitgrößte Feuer, das der Bundesstaat jemals gesehen hat. Es brennt schon einen Monat.
In der Türkei fackeln die Urlaubsgebiete ab, das ist für den Deutschen natürlich immer besonders schrecklich. Man stelle sich vor, der Deutsche kann bei gemütlichen 46°C nicht mehr in Griechenland Urlaub machen. Da brennt gerade die Insel Euböa weg, nachdem man Athen nur knapp hat retten können. Der griechische Premier ließ sich zu dem Satz hinreißen, daß es »offensichtlich ist, daß der Klimawandel an die Tür des Planeten klopft.«
Das ist natürlich Unsinn. Kann sich noch jemand an den Finanzwandel von 2008 erinnern? Eben.
Die Klimakrise, oder genauer, die Klimazerstörung, die als solche verkauft wird, klopft an keine Tür. Sie kann jederzeit reinkommen und im Flur den Hutständer bewundern, denn der Planet gehört ihr.

Die Frage, die den deutschen Terrouristen umtreibt: Bei welchem Reiseunternehmen sollte man sich über solche Umstände beklagen, wenn man wieder zu Hause ist?  Denn da ist es ja bekanntlich am Schönsten.
Zuhause kriegen dann 30 Millionen Deutsche sofort Schaum vor dem Mund, wenn jemand nüchtern darauf hinweist, daß es kein geschütztes Grundrecht gibt auf Wurst für den Weber-Grill, die 99 Cent pro Kilo kostet. Oder einen Flug nach Malle für 19fuffzich bis in alle Ewigkeit, Amen.
Auch das nicht alle anderen sich zwingend ebenso verhalten müssen, sorgt beim deutschen Homo Grillator dann oft für Unmut. Fast wünschte er sich dann vermutlich, er wäre in Griechenland geblieben. Da hätte man sich zum Grillen nur an den Waldrand stellen müssen.
Daß es nicht zwingend sinnvoll ist, tonnenweise Hormonfleisch in Turboställen zu züchten oder auf ehemaligem Regenwaldboden, scheint sich noch nicht überall rumgesprochen zu haben. Auch das Beregnen solcherlei Getiers mit den letzten Antibiotika, die noch etwas gegen MRSA bringen, ist streng wissenschaftlich betrachtet nichts weiter als ein Terroranschlag. Die Bombe explodiert nur eben langsam und die Politik hat sie selber gelegt.
Rinder und Schweine wie Maschinenteile zu produzieren, um sie dann just-in-time zu wässrigem Tönnies-Hack zu verarbeiten, ist vermutlich die etwa zweitdümmste Idee seit der Erfindung des Verbrennungsmotors.
Auch wenn das noch immer unbesteuerte Kerosin womöglich teurer werden soll, ist man gerne mit Empörung dabei. Dabei ist es doch zu Hause am Schönsten, warum also wollen alle ständig irgendwohin fliegen?
Neulich hörte ich jemanden neben mir allen Ernstes sagen: „Ich muß raus, ich war ein Jahr nicht im Urlaub.”
Wohin ist „raus”, wenn man die eigene Engstirnigkeit immer mitnimmt? Sich selbst kann man nicht entkommen und in der Bettenburg in Marbella guckt dich dasselbe blöde Schafsgesicht aus dem Spiegel an wie zu Hause auch. Fahrt doch einfach nach Rügen, ihr Idioten. Mit dem Zug.

Einwürfe der Sorte, das müsse alles so sein – und vor allem bleiben –  da sich sonst der arme Mindestlöhner kein Fleisch mehr leisten kann, kommen immer von den Parteien, die exakt dafür gesorgt haben, daß es Mindestlohn überhaupt gibt und auch dafür, daß er für nichts Vernünftiges reicht.
Es ist wahrlich herzergreifend, wie sich in den letzten Wochen exakt die ganzen Menschenverächter der FDP und der CxU schützend vor die angeblich „sozial Schwachen” stellten, die fünfzehn Monate dafür brauchten, eben diesen Menschen mal ein paar FFP2-Masken zu bezahlen, die man sich vom Hartz-IV-Satz vielleicht nicht wirklich leisten kann.
Ich rate jedem, einmal die Augen zu schließen, wenn Armin Laschet seine nächste sozial kaschierte Rede hält. Ganz besonders, falls sie schulpflichtige Kinder haben. Wenn sie genau hinhören, können sie dann die Luftfilter im Düsseldorfer Landtag summen hören. Continue reading →

Die Angst vor der Leere

„It is far harder to kill a phantom than a reality.”
Virginia Woolf

„Die Menschen wollen einfach nicht länger belogen werden”, sagt ein Typ von der AfD über die Menschen in Görlitz, die ihn neulich als Direktkandidaten in den Bundestag gewählt haben.
Das ist im Kern erst einmal eine korrekte Aussage. Menschen wollen nicht belogen werden. Es gefällt ihnen nicht. Jedenfalls gefällt es niemandem, den ich so kenne.
Natürlich gilt das nur für den Fall, daß die Lüge eben auch erkannt wird. Ist das der Fall, ist die Begeisterung üblicherweise nicht besonders groß.
„Die Leute wissen, daß die AfD die Probleme nicht lösen wird”, sagt der Typ auch noch.

An dieser Stelle wird es interessant. Denn wenn die Leute wissen, daß die AfD die Probleme – welche genau auch immer – nicht lösen wird, warum stehen dann immer wieder Menschen rum in unserem Land und fordern von der Politik, sie müsse jetzt was machen?
Was genau, warum eigentlich, und ob das Rumgemache überhaupt den geringsten Sinn ergibt, ist schon wieder eine weitergehende Frage, die offenbar gerne vermieden wird. Aber machen muß die Politik unbedingt etwas. Augenblicklich.

So wie die ehemalige SPD. Die muß jetzt sofort politischen Selbstmord begehen und schon wieder mit der Union koalieren, weil Frau Merkel sonst in die Verlegenheit kommen könnte, regieren zu müssen. Dabei kann die das ja gar nicht. Die Bundeskanzlerin (geschäftsführend) interessiert sich gar nicht für Politik. Das ist sozusagen Merkels sahniges Geheimnis.
Auch die Pressefuzzis möchten gern an der beliebten Kanzlersimulation festhalten, denn sonst würde ja offensichtlich, wie desolat die personelle Lage der angeblichen Immer-noch-Volkspartei so ist. Frau Merkel ist so ein bißchen wie die Spielereihe FIFA von Electronic Arts. Immer wieder das Gleiche, aber neu, weil eine andere Zahl auf der Packung steht. Man weiß halt, was einen erwartet. Continue reading →

Vier Wochen auf Jamaika

Heute ist es soweit. Ein großer Tag für das Land. Heute wird sich endlich entscheiden, ob man in der deutschen Politik bei den großen Fragen etwas Gemeinsames finden kann.
Das ist mal keine schlechte Leistung dafür, daß immerhin schon seit fast fünf Wochen über genau diese Themen geredet wird, jedenfalls offiziell. Erst gestern haben die an den Verhandlungen beteiligten Parteien verkündet, sie würden sich zu einer „Denkpause” zurückziehen.
Jetzt bin ich durchaus ein Freund des gründlichen Nachdenkens über eine Sache. Alle meine Ex-Freundinnen wußten genau, daß ich unfaßbar spontan sein kann, wenn man mich ein paar Tage vorher über irgendwelche Pläne informiert hat, die eventuell die Gestaltung des Freizeitlebens betreffen.
Allerdings muß ich mir dann automatisch die Frage stellen, was die Beteiligten denn dann in der ganzen Zeit vorher gemacht haben, wenn sie jetzt erst mit dem Denken beginnen möchten.

Genau – die Rede ist von diesen überaus lustigen Verhandlungen zwischen vier Parteien, die da irgendwo in Berliner Kämmerlein stattfinden und deren Ziel eine Koalition sein soll, die uns noch einmal vier fröhliche Jahre mit Königin Angela I., genannt „die Alternativlose”, einbringen sollen. Euphemistisch wird dieses angestrebte Bündnis allgemein Jamaika genannt, wegen der beteiligten politischen Farben Schwarz, Gelb und Grün.
Tatsächlich ist das arme Land in der Karibik das einzige, das diese Flaggenfarben aufweist. Wie man aber beim Gedanken an deutsche Politik ausgerechnet auf kiffende Jamaikaner kommen kann, die mit Reaggae-Mucke durch die Gegend cruisen, ist mir ein Rätsel. Noch 2005 hatte der ehemals grüne Joschka Fischer diese Idee als so absurd zurückgewiesen, wie sie nur sein kann.
Heute, im Jahre des Herrn 2017, im nunmehr  dreizehnten Jahr der Herrschaft des Grauens aus der Uckermark, hat das Bizarrometer der deutschen Politik auch dieses Ende der Skala erreicht. Der ehemalige Grüne Fischer bezeichnet diese Lösung inzwischen als „notwendig”.
Aber die Armen können sich ja gegen ihre Instrumentalisierung zu politischen Zwecken nie wehren. Laut Erläuterung gewisser Online-Lexika bedeuten die Farben in der Flagge Jamaikas Hoffnung in die Zukunft und landwirtschaftlichen Reichtum – das wäre das Grün. Das Gelb – in einer Flagge ist so etwas üblicherweise die heraldische Vertretung für Gold – symbolisiert das Sonnenlicht und den natürlichen Reichtum des Landes. Schwarz hingegen steht für die Kraft und Kreativität des Volkes.
Das verschafft den Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition endgültig etwas derartig Zynisches, daß es schon wieder massive satirische Qualitäten aufweist, soviel muß ich dann doch zugeben, nachdem ich mich von meinem hysterischen Kicheranfall erholt habe.

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Blick über den Tellerrand

In Kalifornien brennen die Wälder. Zumindest die, die noch übrig sind. Und irgendwie habe ich das Gefühl, das schon einmal geschrieben zu haben. Habe ich auch. Aber es ist eine Neuauflage. Eigentlich müßte man bei den flächendeckenden Bränden, die sich übrigens bis zum Bundesstaat Washington hinaufziehen, fast von so etwas wie Wiedervorlage sprechen.
Gleichzeitig schüttet es in einem anderen Bundesstaat der USA, namentlich Minnesota, derartig, daß die Bundesbehörde für Katastrophenschutz, die FEMA, von der schlimmsten nationalen Krise seit Hurricane Sandy spricht. Das war der, der vor einer Weile New York ganz ordentlich nasse Füße beschert hat.
Das hat aber alles nichts mit Klimawandel zu tun oder so etwas. Zumindest wissen das die Kommentatoren unterhalb von Artikeln in gewissen Nachrichtenmagazinen ganz genau. Die Meldung, daß der Juli der wärmste seit Menschengedenken war, wird professionell gekontert mit Anmerkungen wie: “Aber vor meiner Haustür war es kühl und naß.”
Wenn das mal keine Widerlegung dieser ganzen Klimaverschwörung ist, weiß ich aber auch nicht. Der Juli war trotzdem der wärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen. So wie vorher der Juni, der Mai, der April. Wir haben es inzwischen mit einer Kette aus zehn Monaten zu tun, die Rekorde brechen. Soweit dann zu irgendwelchen 1,5 oder 2-Grad-Zielen irgendwelcher Konferenzen.

Witzigerweise schiebt der Sprecher des California Department for Forestry and Fire Protection das Ausmaß der Zerstörung – genau – auf den Klimawandel. Denn der sei verantwortlich für diese Dürre, die da seit 2011 in Kalifornien herrscht. Ich erwähne augenzwinkernd bei dieser Gelegenheit, daß in Nordkalifornien aktuell das nasseste Jahr seit fünf Jahren gemessen wird, aufgrund eines sehr starken El Niño in den Wintermonaten.
Seltsamerweise kommentieren die schon erwähnten Leute nicht, wenn es dann so richtig heiß wird. Letzte Woche waren vor meiner Balkontür lockere 34 Grad im nicht vorhandenen Schatten. Ich schließe daraus, daß die Klimaforscher uns was verschweigen und alles noch viel schlimmer ist, als die überhaupt zugeben. Denn wenn Regen vor der Haustür im Juli beweist, daß es keine Erwärmung gibt, ist das ja wohl völlig logisch. Wobei – was ist dann eigentlich mit Weihnachtsmärkten bei mehr als fünfzehn Plusgraden?
Bestimmt wird das von der Regierung vertuscht. Egal welcher, irgendeine findet sich da immer. Continue reading →

Blick über den Tellerrand

Haben das alle mitbekommen? Diese Nummer mit den Panama Papers?
Kurzinfo: es handelt sich hier um satte 2,6 Terabyte an Daten bezüglich fieser Korruption in Steueroasen, die sich zu einem Löwenanteil aus eMails und Datenbankformaten zusammensetzen, wie es heißt. Also wahrscheinlich CSV-Dateien und solches Zeug. Auf jeden Fall würde so etwas ausgedruckt auf Papier und als Text mehrere Dutzend große Bibliotheken füllen.
Helfershelfer der Reichen und Mächtigen ist hier ein seit vierzig Jahren eingesessener Laden namens Mossack-Fonseca. Eine Anwaltskanzlei, deren Logo mich stark an das NATO-Symbol erinnert und die auf ihrer Webseite auch direkt mal mit “intellectual property” wirbt. Ein Brüller!

Ich habe endlich mal wieder was zum Popcorn bestellen. Und zwar aus mehreren Gründen. Da wäre einmal die Art und Weise, in der sich gewisse deutsche Medienorgane wieder einmal auf dieses Zeug stürzen. So titelte die Erbsenpistole der Demokratie doch gestern direkt sensationsheischend: Datenleck enthüllt Offshore-Deals zahlreicher Putin-Freunde.
Seitdem die Redaktion des Spiegel mehrere Nahkampfkontakte mit der Springer-Presse hatte, geht es bei denen geistig sowas von abwärts, man glaubt es kaum.
Heute dann werden so Menschen genannt wie Herr Poroschenko, der ist Präsident der Ukraine. Dieses Land, das wir unbedingt in den Westen einbinden müssen, am besten in die EU. Damit die NATO dort im Moskauer Vorgarten auch noch rummachen kann. Wir wissen ja nun, was diese Taktik so gebracht hat bis jetzt.
Mit dabei ist auch der Oberscheich von Saudi-Arabien, König Salman. Und einer seiner Kollegen, Chalifa Bin Sajid al-Nahajan. Der Mann ist Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate. Dummerweise sind aber auch Leute dabei wie der Premierminister Islands oder der Präsident von Argentinien.
Aber in den Schlagzeilen ist erstmal Putin die korrupte Sau, obwohl der bisher witzigerweise nirgendwo aufzutauchen scheint. Nicht, daß ich den Herrn für weniger korrupt halte als seine Kollegen. Aber Putin hat sein Privatgold vermutlich in einem Tresorraum, der von seinem eigenen Drachen bewacht wird oder so. Continue reading →