Letzte Reise

Mein Gott hat im Gegensatz zu dem, an den so viele andere glauben, keine Anbetung nötig. Mein Gott ist keiner des Rituals oder der Sünden.

Er ist der Gott der Thermodynamik, der Planck-Länge und der Lichtgeschwindigkeit.
Er ist der Gott, der die Ästhetik des Flusses, an dem ich gerade entlangfahre, in ein chaotisches Muster aus Strömungsdynamik verwandelt.

Im Gegensatz zu dem anderen Gott hat meiner allerdings einen Nachteil: er kennt keinen Trost. Kein höheres Ziel. Keine Vergebung. Es gibt bei ihm keine Gnade, keine Erlösung.
Nur die Unerbittlichkeit eines entropischen Universums, in dem selbst Sterne nicht ewig leuchten.

Es klart auf. Das Graublau über den Hügeln und Hängen am Rhein deutet auf einen schönen Herbsttag hin. Das Weinlaub verfärbt sich. Es könnte so eine schöne Reise sein, wäre da nicht das Ziel.
Ich bin auf dem Weg, ein Versprechen einzulösen. Einen Schwur. Auf dem Weg zu der Frau, die mir mehr bedeutet als jede andere.

Das Einzige, was uns als Menschen bleibt, vielleicht das Einzige, was uns menschlich macht, ist die Reise. Und ihre Reise war gut.

Mein Bruder schickt mir eine Nachricht. Sie lautet: »Wir holen dich ab.«

Nicht er alleine. Auch der Mann, der tapfer und treu 32 Jahre an Mutters Seite gestanden hat. Er braucht unsere Hilfe. Wir brauchen jede Hilfe, die wir einander geben können.

Der nächste Zug. Umsteigen. Er ist pünktlich auf die Minute, als wüßte er um die Dringlichkeit. Ich sitze zuerst gegen die Fahrtrichtung. Üblicherweise ist mir das egal. Heute muß ich sehen, wohin ich fahre. Denn hinter mir ist alles dunkel.

Mein altes Leben bleibt hinter mir zurück.
Wenn ich von dieser Reise zurückkehre, diesem Trip in die größte Angst meines Lebens. wird die Welt so sein wie immer. Es wird dann nur nichts mehr so sein, wie es einmal war.

Die Sonne steigt höher. Wellenmuster, Strömungen und die Verwirbelungen glitzern auf dem Wasser. Fast möchte ich mich freuen beim Gedanken daran, wie Mutter oben auf ihrer Treppe stehen wird und lächeln, wenn ich ankomme.

Aber das wird sie nicht tun. Nicht mehr. Nie wieder. Diese leere Treppe vor einer offenen Haustür wird ab jetzt immer in meinem Kopf sein.

Mein Gott ist ein Gott ohne Hoffnung und ohne Trost.

Aber heute, an diesem Tag flehe ich inständig zu diesem anderen: Laß sie noch leben, wenn ich ankomme. Bitte. Wie ich es versprochen hatte und mir immer geschworen.
Damit ich Abschied nehmen und sie begleiten kann auf ihrer letzten Reise.


Titelbild © by https://www.christianhopkinsphotography.com/


Update 20221105
Kurze Erläuterung zum besseren Verständnis: der Text ist von mir vor fünf Wochen geschrieben worden. Oder besser, von meinem Hirn. Ich war es nicht. Auf dem Weg nach Hause im Zug. Mutter ist tot.

Unreal Tournament 2022

»Can you imagine when this race is won
Turn our golden faces into the sun
Praising our leaders, we’re getting in tune
The music’s played by the, the mad man.«
Alphaville

Es ist früher Morgen. Etwa halb Acht. Auf den Uhren. Nach solarer Zeit, also Winterzeit, ist es halb Sieben.
Nennen wir es die Zeit, an der Menschen nicht rumgefummelt haben. Seit Jahren stelle ich jetzt meine Küchenuhr im Frühjahr und Herbst nicht mehr um. Alle anderen Zeitanzeigen sind leider elektronisch und drücken mir so automatisch die Vorstellung von einer Tageszeit auf, die irgendeine Bürokratenkommission mal festgelegt hat.
Das Universum ignoriert diese menschliche Anweisung, wie es zu ticken hat, mit heiterer Gelassenheit weiterhin und tickt einfach so weiter wie immer. Der Lauf des Planeten um die Sonne und die damit verbundenen astronomischen Fakten – wie beispielsweise die Position des Zentralsterns am irdischen Himmel – verändern sich durch diese abstruse Angewohnheit der Zeitumstellung nicht ein bißchen.
Es ist also de facto einfach halb Sieben. Der Himmel leuchtet im irdischen Blau, die Luftfeuchtigkeit liegt bei 94% und es ist neblig. Im Juni. Während mein Rad mich leise scheppernd über den durch andauernde Trockenheit betonharten Feldweg trägt, zischen grüne Papageien im Tiefflug an mir vorbei und kreischen sich gegenseitig Warnrufe zu. Eigentlich sind die Tiefflieger Sittiche und Neozoen, sie gehören also nicht hierher.
Die Tiere sind irgendwo ausgebüchst und haben dann festgestellt, daß es sich im deutschen Regenwaldklima ganz brauchbar leben läßt. Wikipedia spricht von einer „nicht etablierten Population”, wie ich neulich mal nachgeschlagen habe. Aber Wikipedia wird auch täglich dümmer.

Mir sind die Viecher schon vor Jahren aufgefallen, da saßen sie schwätzend in einem Baum und waren grün und ich hielt sie für Flüchtlinge aus einem Zoogeschäft. Was vermutlich auch nicht ganz falsch ist. Jedenfalls kann ich aus eigener Beobachtung klar feststellen, daß es seitdem nicht weniger von denen gibt. Vor zwei Jahren, im ersten Pandemiewinter, sind sie mir sogar erstmals während dieser Jahreszeit aufgefallen. Die sind längst in der ganzen Gegend hier unterwegs.
Den neuen Avianern geht ihre Einstufung als nicht etabliert also auch stark am federumkränzten Allerwertesten vorbei, während eine Gruppe von geschätzt zwanzig Tieren im Baum ihr Morgengespräch führt. Wie viele andere Vogelarten sucht sich auch diese abends einen Schlafplatz für die Gruppe. Zwischendrin scheint immer wieder eines der Tiere zu lachen. Vermutlich haben sie gerade ihren Wikipedia-Eintrag gelesen.

Bedenkt man, daß Vögel die Nachfahren der Dinosaurier sind, paßt ihr Auftreten perfekt zu dem Dschungelklima, durch das ich gerade fahre. Ich radle zum Bahnhof, zu einer eingebildeten Uhrzeit, und fühle mich wie damals auf Borneo, wobei es dafür noch ein paar Grade wärmer sein müßte. Dabei werde ich von angeblich nicht existenten Papageien ausgelacht, die tatsächlich Sittiche sind. Das ganze Szenario fühlt sich zunehmend surreal an.

Allerdings fahren die Orangs auf Borneo keine SUV, dafür sind die zu schlau. Also bin ich wohl doch unter Menschen.
Ulf Poschardt, dieser Strickpullunder des Grauens, der sich in seinem Wahn noch immer für einen investigativen Journalisten hält, hat erst vor einigen Wochen einen angeblichen Artikel veröffentlicht, in dem er ernsthaft behauptete, Elektroautos bauen könne jeder, der Verbrennungsmotor hingegen sei ein Kulturgut.
So was schreibt ein Mann, dem ich nicht mal zutraue, die Kneifzange richtig rum zu halten, mit der er sich täglich seine Unterhose anzieht, bevor er dann mit seinem Porsche langsamer ins Büro fährt als ich mit dem Rad. Immerhin kriegt er es dabei gebacken, die Klimaanlage in seinem Kulturgut so weit runter zu drehen, daß er auch bei 30° Außentemperatur weiterhin in Hemd und Strickpullunder rumfahren muß. Falls es eine Millimetereinteilung für die Skala des Realitätsverlustes nach Kubicki geben sollte, wird sie in Poschardts gemessen. Continue reading →

Peace for our time

Ultrakurze Meldung zum Stand der Dinge. Ich möchte hier einen politischen Kabarettisten für mich sprechen lassen:
(mobile Leser klicken bitte hier drauf)

Das etwa ist der gefühlsmäßige Stand der Dinge bei Kassandra aktuell.
Wie ich dereinst einmal schrieb, gibt es für meine Generation einige Möglichkeiten, die Zeitrechnung in ein Davor und Danach einzuteilen.
Vor Chernobyl und danach. Schon damals wurde das Gefühl einer sicheren Welt tendenziell erschüttert. Auch das hatte ich einmal irgendwo erwähnt.

Es gab ein »Im Kalten Krieg« und ein »Nach dem Kalten Krieg« und das machte – zumindest mir – Hoffnung. Es war eine Chance. Eine Veränderung, aus der Gutes hätte erwachsen können, wäre unser industriell-politischer Komplex daran interessiert. Statt dessen hat man Quartalsbilanzen geboostet, Löhne gesenkt, weiterhin den Ökozid vorangetrieben und ansonsten gerade in Europa jede Chance einer echten Föderation der Idee gemeinsamer Geldscheine geopfert. Das mußte halt genügen.
Warum sollte man womöglich selbstständig werden wollen, so als Kontinent? Mit eigener Außen- oder Verteidigungspolitik? War doch bequem, immer schön bis über die Schultern im Arsch von Uncle Sam zu stecken. Darum haben unsere Politiker, diese elenden Feiglinge, das auch immer weiter praktiziert.

Es gab ein »Vor 9/11« und »nach 9/11«. Wie ich das einordne, hatte ich ganz zu Beginn dieses Blog-Experiments mal erwähnt.

Jetzt gibt es ein »Europa im Frieden« und seit heute Nacht, nach 77 Jahren relativer Ruhe in diesem Teil der Welt, ein »Krieg in Europa«. Ich fühle mich dabei stark wie hier erwähnt. Das Zerbrechen der Welt, das ich einmal beschrieb, hat einen neuen Aspekt hinzugewonnen. Einer, von dem ich gehofft hatte, er wäre in der hyperbewaffneten Welt des 21. Jahrhunderts Vergangenheit. Ein Vorgehen, das so nicht mehr benutzt werden kann. Aber leider kommt »Hitler revisited« dann eben doch in die Kinos. Wer sich eine Bedrohung herbeiquatschen kann und genug Waffen hat, kann offensichtlich noch immer Angriffskriege führen. Natürlich ist diese Erkenntnis nicht ganz neu, es gab ja bereits Aufführungen dieses Theaterstücks. Da kann man mal in Bagdad nachfragen.
Aber heute ist nicht der Tag, an dem ich darlege, warum ich den USA genau so wenig traue wie Russland. Selbst das peinliche Rumgelüge der Amerikaner vor den UN war geradezu oskarreif gegen den faschistischen Schwachsinn, den sich Putin für seinen Einmarsch ins Nachbarland aus dem Arsch gezogen hat. Würde Hitler noch leben oder hätte Nachkommen, sie hätten Putin wegen Urheberrechtsverletzung längst verklagen können.

Aber da stehen wir nun. Ab heute ist wieder Krieg in Europa. Ich hatte angedeutet, daß Vlad womöglich einen Landkorridor sichern will, der die Krim an Russland anbindet. Ich sehe das als optimistische Prophezeiung. Die gesamte Ukraine liegt unter Beschuss. Putin will das ganze Land und spricht von Demilitarisierung und Entnazifizierung.
Was bedeutet, daß in Zukunft nur noch Nazis und Waffen zugelassen werden, die der Kreml genehmigt hat. Wenn unseren Politschergen nichts Stärkeres einfällt, als Putin jetzt seine persönliche Kreditkarte sperren zu lassen, wird er nicht mit der Ukraine zufrieden sein.
Was käme danach? Schweden? Finnland? Die baltischen Republiken?

Denn die sind ebensowenig zu verteidigen wie früher West-Berlin. Diese Halbstadt, in die früher alle Bundeswehr-Verpisser geflüchtet sind, weil sie unter Vier-Mächte-Status verwaltet wurde. Die NATO weiß das. Putin weiß das.
Wladimir Putin will Europa haben. Bis zum Atlantik. Auch das hat er bereits mehr als einmal angesagt.
Es ist egal, was ich schreibe, nichts davon wird die Entscheidungen weiter oben beeinflussen. Aber jede Entscheidung, die auf ein Stück Papier hinausläuft, das irgendwer im Anzug oder Kostüm auf der Gangway eines Fliegers in die Luft hält, wird eine sein, die wir in ganz Europa sehr bald bereuen werden. Womöglich weltweit.

Die Lange Dämmerung wird uns in interessante Zeiten entführen. Ob wir das wollen oder nicht. Das habe ich immer gesagt. Das ist auch weiterhin gültig. Nur die persönliche Dimension ist ab heute eine andere.


Update 20220224:
Kurzer Hinweis an alle, die mir jetzt hinter den Kulissen irgendwie mit »Aber die NATO hat ja Russland eingekreist!111!« kommen wollen. Schenkt’s euch einfach.
Das ist genau dasselbe Idiotengeschwätz, das vor 120 Jahren von einem deutschen Kaiser zu hören war.
Guckt gelegentlich mal auf eine Landkarte, die nicht von RT gezeichnet worden ist.
Wenn Putin die Ukraine erobert, ist seine neue Westgrenze nämlich das NATO-Land Polen. Da hat er es dem bösen Westen aber mal so richtig gezeigt in dem Moment.

Zwanzigzweiundzwanzig

„Ab sofort ist Dienstag Soylent Green-Tag!” – Charlton Heston

Guten Tag und herzlich willkommen zum Jahr 2022.
So. Das war es auch schon. Bitte gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu lesen. Denn dazu hätte ich einen Text schreiben müssen. Das ging aber nicht. Tut mir sehr leid, aber es war einfach nicht machbar.
Ich mußte Wäsche raushängen auf dem Balkon. Bei 15°C und Sonnenschein. Dann habe ich noch kurz durch das Bad geputzt, eine Runde gesaugt und dann war ich auch schon wieder bereit für das Sofa. Da wohne ich. Ich mußte noch diesen Fim fertig gucken, den ich in der Silvesternacht begonnen hatte.
So’n Ding von 2011.

Da geht es um eine – hahaha – Pandemie, die eine hübsche Geschäftsreisende sich als Andenken aus China mitbringt und die sich dann rasend schnell ausbreitet. Ist ein bißchen unrealistisch, weil da alle irgendwie besonnen reagieren. Die WHO, die Öffentlichkeit, die Behörden – alle haben die Lage recht souverän im Griff.
Der virale Angreifer stellt sich als Chimäre aus Fledermaus und Schwein heraus, ist schwer anzuzüchten und tötet gerne Menschen, und während er das tut und sich rote Flecken auf Weltkarten zu Ozeanen ausbreiten, als würde der Planet verbluten, kommt es zu Plünderungen, hier und da ein bißchen Kriegsrecht und am Ende steht unser Protagonist ohne seine Frau und seinen Stiefsohn in der Schlange hinterm Militärlaster, um Trockenfutter im Sack angereicht zu kriegen. Die sind da nämlich beide tot und seine Frau war natürlich die eben erwähnte Geschäftsreisende, da ist aus dem Andenken also sehr schnell Gedenken geworden.
Absurd wird es dann, als der Typ mit dem Megaphon verkündet, es sei leider nichts mehr da vom leckeren Armeefutter und die Menge den Laster stürmt und dann keiner der Militärs einfach da reinballert.

Ach ja, dann ist da noch dieser andere Typ, den spielt nicht Matt Damon, sondern Jude Law, und der betreibt einen Blog und deshalb hassen ihn alle Journalisten, und der behauptet dann, daß alle von der WHO lügen würden und mit der Pharmaindustrie unter einer Decke steckten, während er dann fünf Millionen mit homöopathischen Forsythien-Präparaten verdient und am Ende stellt irgendwer dann seine Kaution, als ihn die Feds abgreifen, um ihm die etwa 3.000 Zivilklagen zu überbringen, die gegen ihn vorliegen.
Wie gesagt, bißchen aburder Film. Hollywood halt. Als würden irgendwelche Leute einem Internet-Spinner einfach Geld überweisen, damit er ihnen die Wahrheit™ erzählt und nicht auf den Direktor der WHO hören, der in der gleichen Fernsehsendung interviewt wird.
Außerdem rät der Typ dann allen Leuten noch, sie sollten sich nicht impfen lassen, was natürlich noch absurder ist, denn zu diesem Zeitpunkt sind vier Monate rum und etwa 26 Millionen Menschen weltweit tot, da würde man so ein kriminelles Arschloch ja keine Minute weiter frei rumlaufen lassen.
Außerdem gibt es nach der Zeit schon eine Impfung, weil die Behörden das Zulassungsverfahren abkürzen. An dieser Stelle gleitet die Fiktion schon stark ins Lächerliche ab.

Natürlich weiß ich, daß der Film Blödsinn ist. Schließlich würde das Militär im Zweifel die Lieferungen der Regierung einfach behalten und weitere anfordern, bis es keine Lieferungen mehr gibt und dann macht man einfach einen Staat im Staate auf, bis alle Menschen so weit infiziert sind, daß sie entweder tot oder wieder gesund sind.
In der echten Realität würde nach 140 Tagen schwarzer Pest keine Sau mehr Lebensmittel verteilen. Da gräbt man den gefrorenen Nachbarn aus der Schneewehe. Ich habe nicht nur World War Z oder 28 Days later gesehen, sondern schon 12 Monkeys. Ich weiß, wie die verdammte Zombieapokalypse aussehen wird. Sie kommt getarnt als Neujahrsansprache von Menschen, die vorher schon zwölf Jahre regiert haben. Continue reading →

Wasserstand der Dinge

»Wie geht es den werten Kommentatoren in der vierten Coronawelle?«

Keinesfalls möchten Kassandra und ich diese Frage einer langjährigen Mitleserin unbeachtet lassen. Die Antwort gestaltet sich allerdings schwierig, denn exakt das ist die Frage, die wir uns schon seit der zweiten Welle stellen. Der dann völlig überraschend die dritte Welle folgte.
Jetzt stecken wir in der vierten Welle, die auch niemand vorhergesehen hat und außerdem konnte das keiner ahnen. Was hätte man denn machen sollen?
Also, wäre man eine Regierung oder so.

Etwa Leute einfach impfen? Neeeeeein. Das geht nicht. Wir wissen doch gar nicht, was da in der Impfung alles drin ist. Wobei – doch. Wissen wir. Denn wenn das nicht exakt beschrieben wird, gibt es für solche Sachen gar keine Zulassung. Aber wahrscheinlich wußte das die letzte Bundesregierung nicht.
Also diese geschäftsführende Regierung, die jetzt die andere kritisiert, die zwar gewählt, aber noch nicht im Geschäft ist, und die sagt, man sollte Geschäfte auf keinen Fall wieder zu machen. Immer eine prima Idee, auf die Leute zu hören, die vorher 16 Jahre regiert haben und abgewählt wurden, weil ihre Politik durch die Bank so überzeugende Ergebnisse geliefert hat.
Die letzte Kritik an der coronösen Politik der gar nicht so neuen, FDP-geführten Bundesregierung kam übrigens von Alexander Dobrindt.
Vermutlich wird Andreas Scheuer mir dann morgen erklären, warum Winterreifen einen Eingriff in die Menschenrechte ungeimpfter Autofahrer aus Sachsen darstellen oder so etwas.

Kassandra und ich sind jedenfalls darauf vorbereitet. Ansonsten gilt der Tip: Erwarten se einfach komplett nix, dann fällt die Enttäuschung hinterher nur halb so groß aus.
Traue niemanden, nur weil er einen akademischen Titel vor seinen Namen schnallt. Womöglich hat er den in Rumänien ersteigert. Oder er ist offiziell sogar Wissenschaftler, labert aber trotzdem nur kompletten Blödsinn, der sich in den letzten 20 Monaten mehr als einmal als vollkommen falsch und womöglich tödlich erwiesen hat. Also, für alle anderen, nicht für ihn. Denn die altklugen Dummschwätzer sind natürlich selber geimpft.
Von der Klientel, die Idioten-Sekten gegründet haben und mit dem Geld ihrer Spender ins Ausland geflohen sind, um jetzt von da weiter Spenden zu sammeln, um hier die böse Diktatur zu bekämpfen, reden wir hier mal gar nicht.
Traue außerdem keinem Demokraten, der nicht einmal Geschenke bringt, aber deine Rente an die Aktienboombörsen verzocken möchte, damit die auch morgen noch fleißig weiter Geld verzocken können. Also, nicht ihres. Das ist wie mit den geimpften Typen, die anderen von Impfungen abraten, weil das voll gefährlich ist.

Insgesamt zerfallen die letzten 20 Monate aus Kassandras Sicht in etwa drei Phasen.

Phase 1: Beobachtung

Phase 2: Verarbeitung der Informationen im eigenen neuralen System

Phase 3: Schlußfolgerungen

Wenn mich also sonst einer fragt, wie es so geht, antworte ich vollkommen gesellschaftskonform: »Danke. Gut.«

Kassandras Hinweise zur Weihnacht sind simpel:
1. Niemandem zuhören, dessen Sätze lauten: »Aber die Cousine von meinem Schwippschwager hat erzählt, daß der Mann ihrer Bekannten von seiner Heilpraktikerin gesagt gekriegt hat, daß…«
Das führt zu Ohrenwelke und Kleinhirnschmelze. Bei Euch, nicht bei denen. Die haben kein Kleinhirn.
2. Haltet euch von den Idioten fern. Ob jetzt auf der Straße, bei Markus Lanz oder in Artikeln, die unter Youtube-Videos zur Flacherde empfohlen werden.
3. Tragt weiter eine Maske. Und zwar richtig. Vom Vorliegen einer Impfung gehen wir mal aus.
4. Wascht euch die Hände, als hättet ihr Chilis geschnitten und wolltet jetzt masturbieren.

Die Zukunft wird jedenfalls nicht weniger spannend werden als das Jetzt. Klare Prognose von Kassandra.
Wir lesen uns. Nicht vergessen: ab 2022 ist jeder Dienstag Soylent Green-Tag!


Die hier verwendeten Zeichnungen entstammen zum einen dem Twitter-Account von @daskritzelt (Comic 1 und 3).
Zum anderen dem Account auf dem selben antisozialen Medium, der Sarah C. Andersen gehört (Comic 2).

Es ist bald Weihnachten.
Ekelhafter Kommerz von Ms Andersen: HIER
Ekelhafter Kommerz von daskritzelt: auf Supergeek & via Twitter

Dieses Blog ist an eventuellen Bestellungen mit exakt 0,0% beteiligt 😀

Eine Kultur der Gewalt

– I –
Spieglein, Spieglein

„Wenn du in die Fleischtheke starrst, starrt die Fleischtheke auch in dich. Da machste nix dran.”
F. W. Nietzsche, Metzgermeister

Ich stehe vor dem Fleisch und vergleiche Preise. Nach einigen Minuten komme ich zum selben Schluß, der sich mir schon mehrfach aufgedrängt hat. Es gibt genau zwei Kategorien von Fleisch. Die eine kann ich mir leisten. Die andere nicht. Was nicht bedeutet, daß ich vierzehn Mücken für ein Kilo Schinken unbedingt als billig empfinde. In der ersten Kategorie sehe ich mindestens drei Markennamen, die zur Großschlachterei Tönnies gehören.
Dem Mann, dessen Ausbeutungsmethoden gerade erst unrühmlich durch die Presse gereicht werden und in den politischen Lagern überall hektischen Aktionismus auslösen. Als hätte Tönnies nicht schon geschlachtet, als NRW noch von der ehemaligen SPD regiert wurde, im Verbund mit den Grünen.
Gerade erst hat Armin Laschet, die CDU-Sockenpuppe, die das Bundesland derzeit regiert, großspurig verkündet, daß ab sofort sämtliche ordnungsbehördlichen Regeln für den Großschlächter und seine Betriebe gelten sollen. Unmittelbar fragt sich der noch nicht ganz bewußtlose Leser, was denn bisher für Regelungen galten und was Laschet unter der vorher erwähnten „Kooperation” versteht. Vermutlich ein Versprecher.

Natürlich könnte ich auf eine der anderen Sorten ausweichen. Keine von ihnen fällt unter „ganz billig”. Dummerweise weiß ich, daß dahinter im Zweifel nicht jemand wie Corona-Tönnies steckt, sondern ein Betrieb wie Westfleisch. Auch hier werden Billigsklaven aus Osteuropa in gammeligen Jugendherbergszimmern zusammengepfercht und morgens in die Fabriken gekarrt. Es gibt keinen Unterschied zwischen Sklaven auf Baumwollfeldern vor 200 Jahren und diesen Menschen. Sie sind halt nur nicht schwarz, ihr Arbeitsplatz ist kälter und sie werden bezahlt, wenn auch eher alibimäßig.
Daher der hektische Aktionismus der Politik. Denn Ausbeuter wie Tönnies haben das System aus „Werksverträgen” und billigster Drecksarbeit nicht erschaffen, das gerade lautstark von allen als unmoralisch beweint wird. Sie haben es von der Politik auf dem Silbertablett serviert bekommen und nutzen es aus. Erstaunlicherweise hat Gerhard Schröder, die Stimme Moskaus, zu diesem Komplex noch keine Kritik in irgendeine Kamera geschwafelt. Vielleicht haben die Medien endlich aufgehört, den Mann zu fragen.

Vor 200 Jahren trieb die Tuchindustrie in England die sich maschinisierende industrielle Revolution voran. Dieses englische Tuch basierte auf den gebeugten Rücken von Sklaven, die von weißen Aufsehern ausgepeitscht wurden. Das Verbot von Sklaverei durch das Britische Empire änderte daran nichts. Dieses Verbot kam auch nicht aus ethischen Gründen zustande. Es wurde erlassen, weil die neuen Maschinen mit den alten Sklaven konkurrieren mußten. Während indische Baumwolle die amerikanische ablöste, erschufen die Herren der Maschinen eine neue Klasse von Sklaven: den Industriearbeiter. 16 Stunden täglich, gerne auch mit einem Alter im einstelligen Bereich, mußten Maschinen gewartet, repariert und geschmiert, mußten Fäden zusammengeknotet werden. Menschen, die vorher auf dem Land im Rhythmus von Jahreszeiten und Tagesstunden mit und ohne Licht gelebt hatten, wurden dem gnadenlosen Diktat der Maschinenzivilisation unterworfen. Die Stechuhr, der Zeitplan, der Sekundentakt, das Heulen von Fabriksirenen. Ein Film wie „Metropolis” von Fritz Lang, 1927 erschienen, war im Grunde gar keine Science Fiction. Er war ein Blick in die Geschichte. Mehr eine Dokumentation statt einer Fiktion. Continue reading →

Der Rauch eines großen Brandes

”I can calculate the motion of heavenly bodies but not the madness of people.”
Isaac Newton

Das Rauschen der Autos klingt wieder wie Meeresbrandung auf Asphalt. Über den Schrebergärten hängt Rauch wie über der Innenstadt Londons im Jahre 1666. Oder über Rom, als Nero so schön die Laute gespielt haben soll. Ein warmer Tag. Wenn der Wetterbericht recht hat, der letzte warme Tag für eine Woche, weil es morgen um 15 Grad kühler sein soll. Deutschland nach Corona.
Wahrscheinlich demonstrieren irgendwo auch gerade einige durchgeknallte Aluhüte gegen den Wetterbericht. Wobei man klarstellen muß, daß es sich bei den Demonstrationen in Stuttgart oder Berlin und anderswo nicht um rechte Veranstaltungen handelt. Es handelt sich um eine Allianz des Schwachsinns.
Sehr viele der Menschen, die da demonstrieren, fabulieren etwas von einer Impfpflicht. Nicht etwa, weil sie sich davor fürchten. Sondern deshalb, weil in ihrem Weltbild Impfungen eine wirkungslose Vergiftungsstrategie der Pharmamafia sind. Da gibt es Leute, die eher an Echsenmenschen im Inneren der Hohlerde glauben – die natürlich flach ist – als daran, daß Viren existieren. Sätze wie „Ich glaube nicht an Corona!” sind ein klares Zeichen für völlige Hirnfreiheit und würden die entsprechende Person im Normalfall augenblicklich auf die aussichtsreichen Plätze zum Sieg beim Darwin Award katapultieren.

Aber die ganzen Protestler vereinen einige Punkte. Sie betrachten sich als nicht von Ausbruch des Coronavirus SARS-CoV-2 betroffen, warum auch immer. Sie haben nach diversen Wochen angeblichem “Lockdown” massiven Budenkoller und wollen wieder raus. Übrigens etwas, das in keiner Gegend Deutschlands verboten war in den letzten Wochen. Außer in Berlin, und wer in Berlin raus will, leckt auch den Asphalt auf dem Ku’damm ab als Mutprobe.
Die Protestierenden würden auch gegen schlechtes Wetter demonstrieren, wäre das nicht offensichtlich nutzlos. Denn das Wetter interessiert sich dafür nicht. Das Coronavirus allerdings auch nicht. Ein weiterer Punkt ist also, daß die Demonstranten des Irrsinns sich ganz offensichtlich nicht als Teil der Gesellschaft begreifen, in der sie leben. Für sie hat die Welt so zu sein, wie sie das wollen. Was etwas schwierig ist, da die Welt in Wahrheit nicht von Echsenmenschen aus dem All beherrscht wird, Mondnazis nicht existieren und Bill Gates auch nicht vor hat, die Weltbevölkerung durch Impfungen zu vergiften.
Wenn Bill Gates die Weltbevölkerung reduzieren wollte oder sich zum Diktator ernennen lassen, würde er Windows abschalten und damit 80 Prozent der IT-Infrastruktur des Planeten. Twitter, Facebook, Amazon und Instagram würden ausfallen und die Intelligenzresistenten auf den Demos wären völlig aufgeschmissen, da sie dann ihr von Wahnvorstellungen geprägtes Weltbild nicht mehr von anderen Realitätsresistenten als die Wahrheit™ bestätigen lassen könnten.

Ich vermute stark, daß einige der Demonstranten gegen die Realität in einigen Wochen feststellen werden, daß das Coronavirus sehr wohl existiert, und zwar am eigenen Leib. Ich hoffe auch, daß alles dafür zuständige Personal so vernünftig sein wird, diese Leute dann im Krankenhaus in den Heizungskeller zu schieben und sie nicht auf Intensivstationen wertvollen Platz verschwenden zu lassen. Wie man sieht, wäre meine ärtzliche Ethik hier starken Belastungen ausgesetzt.
Besonders amüsant waren die Rufe „Nazis raus” auf einer Demonstration, die von den umgebenden, für Respekt, Meinungsfreiheit und Toleranz werbenden Grundgesetzverteidigern sofort niedergebrüllt und mit Todesdrohungen bedacht wurden. So sieht das Gesicht autoritären Respekts aus. Wer auf derartige Idioten Bock hat, sollte Wolfgang Kubicki um ein Autogramm bitten.
Auch hier zeigt sich ein verbindendes Element der Protestierer: Rationale Denkarbeit ist nicht so ihre Sache. Man distanziert sich nicht auf einer Demo, die größtenteils von antigesellschaftlichen Nazi-Wahnwichteln organisiert und besucht wird, von Nazis. Ich gehe auch nicht zum Reichsparteitag, um dort Flugblätter der Weißen Rose zu verteilen. Continue reading →

Immunreaktion

“DON’T THINK OF IT AS DYING”, said Death. “JUST THINK OF IT AS LEAVING EARLY TO AVOID THE RUSH.”
Terry Pratchett, Ein gutes Omen

Wundervolles Wetter. In blühenden Seehäfen wie Venedig werden Schiffe entladen. In Genua und Mailand blüht der Handel. Banken verleihen Geld an Händler und Kaufleute. Schiffe bringen die Waren dieser Händler über das Rote Meer nach Europa. Über die Seidenstraße. Gewürze. Seide. Edelmetalle.
Sie liefern den Tod gleich mit. Der Tod ist ein Meister aus Asien.
Die Pest des Jahres 1347 fegt das Land leer wie das Höllenfeuer, von dem die Kleriker auf ihren Kanzeln gerne sprechen, um die Gläubigen der Gnade Gottes zu versichern. Die sterben trotzdem. Der stäbchenförmige, gram-negative Gott, der bis etwa 1352 über Europa hinwegzieht, wird 1894 in Indien vom französischen Arzt Alexandre Émile Jean Yersin entdeckt, als er das dortige erneute Aufflackern der bis dahin furchtbarsten Seuche untersucht, die die Menschheit je heimgesucht hatte.
Der Erreger Yersinia pestis ist gefunden, einer der großen Triumphe moderner medizinischer Wissenschaften. Erst jetzt sterben empört die letzten Vertreter mittelalterlicher Schamanenüberzeugungen aus, die noch immer nicht recht glauben wollen, daß klitzekleine Dingsbumse, die zu Millionen in Wassertröpfchen leben, irgendwelche Auswirkungen auf menschliches Leben haben sollen.

Im Italien des 14. Jahrhunderts, dem damaligen Resteuropa an kultureller Finesse und Wirtschaftskraft bei Weitem überlegen, kommt der Handel völlig zum Erliegen. Wer nicht an der Pest erkrankt, wird von besseren Hexendoktoren mit Kuhdung eingerieben und stirbt daran, falls er nicht vorher verhungert. Flagellanten ziehen durch die Straßen, religiös verwirrte SM-Anhänger, die sich mit stachelbewehrten Peitschen ihr Fleisch blutig geißeln und barfüßig durch Pfützen laufen, die mindestens zur Hälfte aus Exkrementen bestehen. Denn weder Wasserversorgung noch Kanalisation sind in den blühenden Städten Italiens höher entwickelt als die Hygienestandards heutiger Billigfleischfabrikanten. Umhergewirbelte Tröpfchen aus Schweiß und Blut erweisen sich als hervorragende Methode, um die Seuche weiter zu verbreiten.
Selbst dem Papst wird diese schon immer umstrittene Praktik seiner Glaubensgenossen zuviel. Mit einer Bulle verbietet Clemens VI. im Oktober 1349 die Praxis der öffentlichen Selbstgeißelung als Häresie.
Bereits vorher, im Juli 1348, hatte er in einer anderen Bulle die Juden in Europa vom Verdacht der Brunnenvergiftung freigesprochen, der zu einigen Pogromen und Auslöschung jüdischer Gemeinden geführt hatte. Die Flagellanten waren besonders eifrige Verbreiter dieser Idee gewesen.
Clemens führte als Argumente an, daß auch die Juden an der Pest starben und diese zudem in Gegenden auftrat, in denen gar keine Juden lebten. Seine Anweisungen wurden nicht befolgt. Mit der Bulle Quamvis perfidiam vom September 1349 drohte daraufhin der Papst allen Judenverfolgern die  Exkommunikation an.
Clemens VI. geht auch in die Geschichte ein als der Papst, der den Sommer 1347 in Avignon zwischen zwei gut gefeuerten Kaminen verbringt. Seine Ärzte hatten ihm dazu geraten, denn sie sind der festen Überzeugung, daß Krankheiten durch μίασμα, durch schlechte Luft voller Verunreinigungen, übertragen werden. Die Feuer reinigen die Luft und halten somit Krankheiten fern. Der zur damaligen Zeit in Frankreich residierende Papst folgt dem Rat und überlebt. Vermutlich, weil die Hitze Ratten von ihm fernhält und seine Kleidung keine Läuse enthielt. Immerhin war der Kerl Papst.

An exakt dieser Vorstellung, bereits im 5. Jahrhundert vdZ von einem alten Griechen namens Hippokrates von Kos in die Welt gesetzt, halten noch Zeitgenossen von Yersin fest. Ja, es ist der Hippokrates. Deswegen hielt sich die Vorstellung des antiken Hellenen auch so hartnäckig über die Jahrhunderte. Immerhin hatte der Mann die Grundlagen moderner Medizin erfunden.
Außerdem paßten die Ideen des Hippokrates durchaus zur Beobachtung. Menschen, die im selben Raum mit Kranken waren, wurden krank. Andere nicht. Ergo mußte etwas in der Luft sein, das krank macht. Wenn jetzt im Bus ein Corona-Kranker niest, sind alle anderen sofort tot. Stimmt also. Es liegt was in der Luft.
Hippokrates empfahl auch das Verbrennen von Bekleidung und die Isolation von Kranken von der Öffentlichkeit. Die Pestärzte des 14. Jahrhunderts kennen wir heute noch für ihre Schnabelmasken, unter denen sie einen mit Essig getränkten Schwamm trugen oder irgendwelche duftenden Kräuter, um die eingeatmete Luft zu reinigen.
Dieses Äquivalent der heutigen FFP3-Filtermaske beruhte zwar auf falschen Vorstellungen der Realität, trotzdem verhinderten die Maßnahmen der Quarantäne, die Hippokrates formuliert hatte, in einigen Gegenden den Ausbruch der Pest oder den Tod weiterer Teile der Bevölkerung. Ebenso  führte die Trockenlegung von Sümpfen in Süditalien zum Verschwinden der Malaria. Mal’aria bedeutet nichts anderes als „schlechte Luft”.
In Wirklichkeit führte es natürlich zum Verschwinden der Brutgelegenheiten für Stechmücken, die den Malaria-Erreger Plasmodium mit sich herum- und an Menschen übertragen. Aber vor Erfindung des Lichtmikroskops durch einen Mann namens Antoni van Leeuwenhoek, der aufgrund dessen unschwer als Niederländer zu erkennen ist, konnte niemand in die Welt des Mikrokosmos wirklich hineinsehen. Van Leeuwenhoek war es auch, der 1674 die erste korrekte Beschreibung roter Blutkörperchen lieferte, weil seine mikroskopischen Linsen allem überlegen waren, was man davor oder 150 Jahre danach jemals hergestellt hat.
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Zwanzigzwanzig

Wieder einmal ist es soweit. Die primitiven Eingeborenen des dritten Planeten einer gelben Zwergsonne in einem völlig aus der Mode gekommenen Spiralarm dieser Galaxis haben mit großem Getöse das Neue Jahr begrüßt.
Was bedeutet, der Planet durchläuft einen willkürlich festgelegten Punkt seiner Umlaufbahn und deswegen trinken alle riesige Mengen vergorener Getränke und fuchteln mit Raketenartillerie herum in einem geistigen Zustand, der oft schon nicht einmal mehr die Koordination der eigenen Gliedmaßen flüssig erlaubt.
Wobei, ganz willkürlich ist der Punkt auf der Umlaufbahn nicht gewählt. In wenigen Tagen wird dieser Planet den sonnennächsten Punkt seines Orbits passieren. Der ist zwar tatsächlich elliptisch, wie ein Eingeborener namens Kepler dereinst feststellte. Aber er ist so wenig elliptisch, daß man genau hinsehen muß, um das in diesem Falle zu bemerken. Die höchste Entfernung – Aphel genannt – und die niedrigste – Perihel genannt – differieren nur um einige Millionen Kilometer. Zumindest wissen die Eingeborenen also Bescheid über die astronomischen Gegebenheiten ihres Sonnensystems. Sie wissen auch, daß Alkohol eine farblose, unter hiesigen Normbedingungen leicht verfliegende Flüssigkeit ist, die auf Lebensformen auf Kohlenstoffbasis giftig wirkt. Das hindert sie allerdings nicht daran, dieses Zeug in sich reinzuschütten.

Während also draußen die letzten Schnapsleichen zusammengefegt werden und Jagdhorden die panikartig entlaufenen Hunde der letzten Nacht einfangen, geht es dem Kalenderjahr wie dem Schreiber des Blog in seiner Bambushütte am Rande der Zivilisation. Es wandelt sich in etwas Rundes mit einer Null. Zweitausendzwanzig, gerade eben in sehr vielen meiner SF-Romane noch als ferne Zukunft gehandelt, steht plötzlich in der Datumszeile von Dokumenten und läßt alles stark surreal aussehen. Hätte der Autor dem Alkohol zugesprochen, er würde vermuten, in eine Filmkulisse geraten zu sein. Tee ist allerdings nicht bekannt für das Auslösen von Realitätsverzerrungen, sofern man von Zubereitungen mit Stechapfel und ähnlich lustigen Gewächsen einmal absieht.
Also ist jetzt wohl tatsächlich 2020.
Das wiederum bedeutet, daß hier auch gerade ein komplett neues Jahrzehnt anbricht. Endlich muß man sich keinen mehr abbrechen und solchen Blödsinn von sich geben wie „Nuller-Jahre” oder „Zehner-Jahre”. Im letzten Jahrhundert begannen hier die „Roaring Twenties”, die „Goldenen Zwanziger”. Genauso wird es in diesem Jahrhundert auch sein. Allein das deutsche Börsentier DAX ist um etwa 25 Prozent dicker geworden, was für einen eher flachen Waldbewohner gar nicht so schlecht ist. Hätte der Autor zu Beginn des letzten Jahres mal eben 100 Mille übriggehabt, die man eventuell auch nie wieder benötigt, er wäre um 25 Mille reicher geworden. Das ist mehr, als so mancher Arbeitnehmer netto übers Jahr mit seiner Knechterei zusammenkratzen kann und dafür hätte man nichts tun müssen, außer sich gemütlich auf dem Sofa die Eier zu schaukeln.

Das ist einer der Punkte, den die Golden Twenties des letzten Jahrhunderts mit denen dieses Jahrhunderts gemein haben werden: diejenigen, die eh schon viel Geld haben, werden relativ problemlos noch mehr dazubekommen. Gold kauft sich schließlich nicht von alleine. Was wird sonst noch passieren innerhalb des nächsten Zyklus? Nun, same procedure as every year, wenn Kassandra recht behält.
Immer mehr Menschen werden feststellen, daß die Zukunft, die sie sich mit Teller waschen zu erlangen hofften, nicht etwa ein Millionärsdasein beinhaltet, sondern einfach mehr Teller und einen Tellerwäscher mit einem Arsch voll Schulden. Diese Vorhersage gilt sowohl individuell als auch kollektiv, also für das gesamte wurbelige Gebilde aus Primaten mit Raketen, das allgemein so „Zivilisation” genannt wird.
Während die Folgen der voranschreitenden Klimazerstörung in den Zwanzigern zunehmend unübersehbar werden, wird die Anzahl diejenigen, die sich die Finger in die Ohren stecken und LaLaLa singen, während sie behaupten, an solchen abergläubischen Hokuspokus nicht zu glauben, weiterhin zunehmen. Außerdem werden sie beim Singen immer lauter werden. Und schriller. Gerade eben kann man das wieder erkennen an den Reaktionen auf ein Lied, in dem Omma eine Umweltsau ist. Viele der gemeingefährlichen Idioten, die deshalb Mitarbeiter des ZDF mit Morddrohungen überziehen, werden sich im kommenden Jahrzehnt immer häufiger in ihren eingebildeten Menschenrechten und angeblicher Kultur gefährdet sehen und entsprechend reagieren. In diesem Falle handelt es sich um Primaten, die der eingangs gelieferten Beschreibung auch ohne Alkohol entsprechen und die zwar keine Raketenartillerie besitzen, dafür aber Internetzugang und Twitteraccounts.
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Mit Hulk im Garten

„Du kannst den Leuten nicht verbieten, ein
Arschloch zu sein.”
Simon Phoenix

Die beiden Herren der lokalen Grünen sehen mich an, als hätte ich gerade vorgeschlagen, in Zukunft regelmäßige Menschenopfer auf dem Marktplatz abzuhalten, um die Wettergötter zu besänftigen. Dabei hatte ich diese Vorgehensweise im Vorfeld zwar bedacht, dann jedoch als eher unzeitgemäß verworfen.

Rückblende:
Seit einigen Monaten marschieren Millionen von Menschen rund um den Planeten auf Demonstrationen, die von der Politik ihrer Länder im Grunde nur eines verlangt: Hört auf, wie völlige Vollidioten alles zu ignorieren, was Wissenschaftler aus drei Dutzend Fachdisziplinen über mehrere Jahrzehnte zusammengetragen haben.
Das die Simulationen, die aus diesen Daten erzeugt werden, voneinander abweichen, daß sie niemals alle Parameter berücksichtigen, daß sie sich im Laufe der Zeit verändern – geschenkt. Eine lineare Dynamik ist in einer Simulation im Computer wiederholbar im Sinne immer gleicher Ergebnisse. Eine nichtlineare Dynamik wird niemals exakt gleiche Ergebnisse produzieren. Veränderungen und Abweichungen liegen in Sachen Klimamodelle also in der Natur der Sache. Allerdings halten nur antiwissenschaftliche Politikchargen und Pegidioten das für ein Argument, um angebliche „Skepsis” zu rechtfertigen.
Denn selbst Daten sind nichts Festes. Sie vermehren sich. Sie werden in Beziehung gesetzt. Manchmal dort, wo vorher keine Verbindung zu existieren schien. Alles simulieren, also die gesamte Zukunft der Ökosphäre Erde, ist nicht möglich. Die gesamte Rechenkapazität der Welt würde für so eine Aufgabe nicht genügen. Am Ende käme bei so einem Versuch lediglich heraus, daß das organische Leben auf der Erde Bestandteil einer Computermatrix ist und die Antwort Zweiundvierzig lautet.
Wir müssen uns also mit Simulationsmodellen bescheiden. Aber zumindest stammen die Daten der Klimamodelle aus der Realität, was sie schon einmal deutlich von den Modellen der Ökonomen unterscheidet. Ein simpler, aber offenbar stark unverständlicher Kernsatz der FridaysForFuture-Demos lautet: Unite behind the science!

Jetztzeit:
So hat es mich irgendwie hierher verschlagen. Aus dunklen Kellern eines Jugendzentrums in die Kreisgeschäftsstelle der Grünen, GrünInnen und Grünixe an dem Ort, an dem die Bambushütte am Rande der Zivilisation wohnt.
Eigentlich hatte ich gedacht, dies sei ein öffentlicher Termin. Aber das ist gar nicht der Fall. Es ist ein Präsentationstermin für die Presse. Also den Herrn der Lokalzeitung und die volontierende Dame der anderen Lokalzeitung, die sich von der ersten dadurch unterscheidet, daß sie kostenlos ist und noch sehr viel mehr Druckfehler oder einfach mieses Deutsch enthält als ihr Gegenstück. Dafür ist sie dicker, weil mehr Werbung drin liegt.
Präsentiert werden soll hier das, was sich die Grünen vor Ort unter einem Beitrag für klimafreundliche Zukunft vorstellen. Genau. Es ist ein Antrag für den Stadtrat. Einer, in dem der Klimanotstand ausgerufen werden soll.

Solcherart Ideen scheint durch das Aufwallen von FridaysForFuture und dem etwas direkterem Kollegen, Extinction Rebellion, irgendwie in Mode gekommen zu sein. Extinction Rebellion, das sind diese Öko-Terroristen, die es wagen, gelegentlich mal eine Straßenkreuzung zu blockieren, und dafür damit rechnen müssen, von SUV-Fahrern mit Facebook-Account umgefahren zu werden. Solche „Ideen” werden auf den asozialen Medien tatsächlich massenhaft verbreitet. In Gruppen, die dann „Fridays For Hubraum” heißen oder so was. Wobei ich den Namen gut finde. Ich bin sehr dafür, dem Hubraum ausschließlich den Freitag zu gönnen und nicht jeden Tag, wie es aktuell der Fall ist. Was wir uns da an Lärm, Krach und Sprit sparen würden.
Seltsam. Als Anis Amri in Berlin mit einem Lastwagen in eine Weihnachtsmarktmenge fuhr, da war das der Terroranschlag. Nicht etwa der Weihnachtsmarkt. Wenn man Ökodemonstranten plattwalzen möchte, ist das scheinbar eine Manifestation des Volkswagenwillens und eine Verteidigung des Heimatbodens. Des asphaltierten Heimatbodens. Um freie Fahrt für freie Bürger zu gewährleisten. Damit die auch ganz ohne Extinction Rebellion in Berlin im Stau stehen können. Continue reading →