Monsantos Diner

„There are lies, damn lies, statistics and politics.“
Ramses II.

„We came to Toronto with three specific goals:
To make sure the global recovery is strong and durable, to continue reforming the financial system and adress the range of global issues that affect our prosperity and security.“ – G20-Gipfel in Toronto, 2010

Diese Worte des Friedensnobelpreisträgers Barack Obama waren schon vor sieben Jahren extrem dünn. Gerade erst ist der G20-Gipfel in Osaka zu Ende gegangen und die Teilnehmerstaaten sind heilfroh, daß sie winkend verkünden können, sich auf eine gemeinsame Abschlußerklärung geinigt zu haben. Die Erleichterung der Welt hierüber ist förmlich mit den Händen greifbar. Die Zukunft der Zivilisation ist geretttet. Wieder einmal.
Old McDonald aus dem Weißen Haus ist anschließend noch schnell in die DMZ zwischen den beiden real existierenden Koreas geflogen, um da dem dicken Kim die Hand zu schütteln und irgendwas zu versprechen. Die Bedrohung der freien Welt – also Amerika – durch den totalitären Typen mit der lustigen Frisur ist beendet. Wieder einmal.

Warum wundert sich da noch irgend jemand darüber, daß der Iran die verdammte Bombe auch haben will?
Die möchten halt auch mal nach dem Fototermin ins Weiße Haus eingeladen werden und nicht ständig per Twitter mit neuen Sanktionen überzogen. Sanktionen übrigens, die das Land dazu zwingen, das von ihm angereicherte Uran in Kisten zu stapeln. Ja, der Iran darf durchaus Uran anreichern, so sieht es der Vertrag vor, den Trumperica einfach für gekündigt erklärt hat, weil er von Mr Obama beschlossen wurde. Uran, das sei hier angemerkt, wird in niedrigen Reinheitsgraden nämlich auch medizinisch eingesetzt. Oder für zivile Kernkraft, die der Iran – ebenfalls ganz vertragsgemäß – weiterhin sehr wohl nutzen darf.

Der Witz ist jetzt, daß der Iran nur eine bestimmte Menge angereicherten Materials im Land haben darf. Den Rest muß er exportieren. Bisher hat das beispielsweise Rußland erledigt. Noch so ein Land, das von den USA mit Sanktionen belegt wird. Die neuen Sanktion verhindern aber inzwischen, daß Moskau Teheran das überschüssige Material abnehmen darf. Denn das wäre ein verbotener Import und würde Sanktionen der USA nach sich ziehen.
Während Europas hilflose Deppenpolitik daneben steht und sich nicht traut, den Amerikanern einfach mal den Mittelfinger zu zeigen, indem man sich an die Regelungen des JCPoA hält, ist das Narrativ der transatlantischen Arschkriecherpresse in Deutschland in den letzten Tagen und Wochen eindeutig. Überall wird die Legende erzählt vom Iran, der angekündigt hätte, den Vertrag zu brechen und ein Ultimatum an Europa geschickt haben soll. Hah! Als würde sich europäische und vor allem deutsche Diplomatie von irgendwem zu einer bestimmten politischen Richtung erpressen lassen. Continue reading →

Nirgends neue Zeit

Nun ist es also passiert. Völlig überraschend und sicherlich auch unerwartet endet das Bühnendrama der Koalitionsverhandlungen ganz genau so wie das vorherige Übungsspiel namens Sondierung. Der Vorstand der SPD unterschreibt den Koalitionsvertrag und kaum ist das geschehen, tauchen überall fleißige Plakate im SPD-Design auf, die den Mitgliedern jetzt exakt das verkünden, was sie auch 2013 verkündeten: „Seht her, was wir alles erreicht haben!“

Eigentlich hätte ich irgendwo ein Video erwartet, in dem Martin Schulz, an seiner Seite Andrea „Bätschigirl“ Nahles, mit hoch über dem Kopf erhobenen Koalitionsvertrag, die Worte des Versprechens in besten Marmor gemeißelt, eine Treppe hinuntersteigt, um die Gabe der Mächtigen seinen Untergebenen zu kredenzen. Angeleuchtet natürlich von hinten, um beim Abstieg den Strahlenkranz des Heiligen um das kahl werdende Haupt des Bärtigen Vorsitzenden aufleuchten zu lassen. Klassische Filmeinstellung halt.

Doch bleiben wir nüchtern, gelassen und lässig. Nachdem wir also auf den ersten Schreck mal drei Schnäpse gekippt haben, um nicht gleich darüber abzukotzen, daß der Parteivorstand jetzt die kackdreiste Frechheit besitzt, für etwas Werbung zu machen, das er vor acht Wochen und erst recht vor zwölf als völlig ausgeschlossen ausgeschlossen hatte, schauen wir mal auf das kleine Plakat, das verkündet, was die ehemalige SPD denn so Gutes im neuen Vertragswerk unterbringen konnte. Immerhin hatte man ja verhandelt, bis es quietscht.

Bild 1: Fake News a la SPD
Ein guter Teil der angeführten Punkte ist gelogen. Wiederum ein anderer nicht wirklich wahr. Und einige sehen aus wie Lösungen, sind aber eben keine.

Nette abgehakte Punkte, die allesamt irgendwie sozial und gewichtig daherkommen sollen. Das Ganze auf von der Linkspartei geklauten Farbhintergrund, um die ehemalige SPD optisch-politisch da zu verorten, wo sie schon lange nicht mehr gewesen ist oder niemals war.
Insgesamt eine nette Marketingleistung. Also von vorne bis hinten erstunken und erlogen. Continue reading →

Fehler in der Matrix

,,Wir werden nur noch das lesen, was bei Amazon vorgeschlagen, bei Google gefunden und bei Facebook geliked worden ist.“

Christoph Sieber

Wir brauchen uns keine Sorgen mehr zu machen. Alles wird gut. Die Welt wird nicht untergehen. Es gibt hier nichts zu sehen, bitte leben Sie weiter.
Und dieses Leben wird ewig währen. Zumindest verkünden das, pünktlich zur österlichen Auferstehungsfeier, wieder einmal berufene Nachrichtenmagazine auf ihrem Titelblatt.
Der kollektive Traum, in dem wir uns alle bewegen, nimmt in letzter Zeit diese Art Lebhaftigkeit und Farbigkeit an, die man aus den eigenen Träumen kennt, die kurz vor dem Aufwachen in unseren Köpfen so ihr Unwesen treiben. Die Art Traum, die einen das Kissen heftig umarmen läßt, um uns dann nach dem Erwachen mit der Tatsache zu konfrontieren, daß wir jetzt das Bett neu beziehen müssen, weil wir wieder alles hemmungslos vollgesabbert haben.

Der Energiekonzern EnBW will erstmals einen Windpark ohne staatliche Subventionen bauen, heißt es.
Denn, so verrät uns der Artikel, Windenergie beginnt sich zu rechnen. Das mag durchaus sein, aber diese Rechnung wird dadurch geschönt, daß alle Stromverbaucher weiter die so verhaßte Umlage bezahlen, die den Strompreis in den letzten Jahren so schön steigen läßt. Natürlich ist das nicht der einzige Preistreiber, wie die Nuklearfans das immer wieder behaupten, aber die EEG-Umlage steht schon stark unter Verdacht, etwas damit zu tun zu haben.
Nun ja – fast alle Stromverbraucher. In Wirklichkeit sind es vorwiegend Privatverbraucher, denn die Liste der Industrien, die genau diese Umlage nicht bezahlen, ist ja vom damaligen Wirtschaftsminister in Deutschland immer weiter verlängert worden. Darum ist der jetzt Außenminister geworden, damit er sich das Gemecker nicht mehr anhören muß.
Aber Privathaushalte schreiben eben keine Bilanzen, die möglichst schön hingepfuscht werden müssen, damit der Aktienkurs stimmt und die Dividende für die Besitzer derselben auch. Wo kämen wir da auch hin, wenn diejenigen, die viel Strom verballern, auch noch eine EEG-Umlage zahlen müßten, deren erklärtes Ziel es ja ist, diese Sache mit der Energiegewinnung ökologischer zu gestalten? Kapitalismus, fuck yeah!

Eine vernünftige Gesellschaft würde zu einer Aluminiumindustrie, die mit Abwanderung droht, schlicht und einfach sagen: „Und tschüß dann!“
Oder eine Deutsche Bahn lauthals auslachen, die ein Jahrzehnt lang die Preise erhöht mit Verweis auf die gestiegenen Energiekosten. Glaubt irgend jemand ernsthaft, daß die Bahn AG – der größte Abnehmer von Elektrizität im Land – denselben Preis für eine Kilowattstunde bezahlt wie der statistische Durchschnittshaushalt?
Vermutlich würden sich die deutschen Aluminiumerzeuger dann auf Island niederlassen, wie es so viele andere auch schon getan haben. Denn dort gibt es geothermische Energie. Die ist zwar günstig und durchaus umweltverträglich, wenn man die Kraftwerke richtig baut, aber auch nicht kostenlos. Außerdem muß man sich die Rohstoffe an den Arsch der Welt liefern lassen – sorry Island, aber du liegst echt nicht im Zentrum der Handelswege des Planeten. Und natürlich muß man erst einmal neue Fabriken bauen. Da Island aber nur 300.000 Einwohner hat, hält die isländische Regierung nicht so viel davon, riesige Industrien mit Subventionen zu fördern, damit sie anschließend die Landschaft versauen können. Die ist nämlich auf der Insel sehr empfindlich und ihre Einwohner wissen das.
Und falls dann einer schreit: „Aber die Arbeitsplätze!“ – es ist für die Gesellschaft allemal billiger, die paar tausend Arbeiter der Aluminiumindustrie zu subventionieren, die dann keine Arbeit mehr haben, als die ganze Industrie selber. Interessanterweise bedeutet diese Ankündigung von EnBW übrigens im Umkehrschluß, daß bisherige Windparks massiv subventioniert worden sein müssen, was eine Tatsache ist, die die Politik auch immer gerne im gemeinsamen Tenor mit der Energiewirtschaft abgestritten hat. Dies als Hinweis für den Fall, daß demnächst wieder einer das Märchen von der total billigen Atomenergie erzählt. Was zweifellos passieren wird. Ist ja Wahljahr. Continue reading →

Die Zukunft ist smart

„Es ist erschreckend offensichtlich geworden, daß unsere Technologie unsere Menschlichkeit
überflügelt hat.“
Albert Einstein

Dem Ölland mit den „größten Reserven der Welt“ fehlt es an Sprit. So schreibt es die FAZ über Venezuela. Ja, Venezuela, nicht etwa Saudi-Arabien.
So weit dann zu „Reserven“. Oder „Öl“. Erstens ist venezolanisches „Öl“ ein fieses Zeug voller Schwefel und relativ zäh. Kein Vergleich mit dem, was früher so aus dem Boden sprudelte, wenn man einen Stock in einen Tümpel im Sumpf gerammt hat. Das war so in den 50er Jahren. Was Venezuela heute fördert, fällt unter „Schwerstöl“. Das heißt nicht umsonst so.
Zweitens muß man eben dieses zähe Zeug gründlich und langwierig raffinieren, um was daraus zu machen. Benzin, beispielsweise. An eben diesen Kapazitäten mangelt es dem Land gewaltig. Das angebliche Ölland muß einen Großteil des Benzins importieren. Voll nützlich, dieses ganze Öl, wenn man keine Raffinerien hat.
Ach ja – drittens hat man die venezolanischen Reserven vermutlich das letzte Mal bewertet, als der Ölpreis bei 115 Dollar lag. Denn „Reserven“ bedeutet grob: Alles, was aussieht wie Öl und eventuell ökonomisch ausgebeutet werden kann zu aktuellen Bedingungen. Im Grunde müßten also die „Reserven“ von allem – denn das Prinzip gilt für alle Rohstoffe – regelmäßig neu bewertet werden. Die meisten Länder tun das aber nicht. Aus Gründen.

Venezuela gehört zum Beispiel zur OPEC und dieser Laden legt seine Förderquoten fest im Verhältnis zu den Reserven, die ein Land angibt.
Öl, Kohle, Gas, Eisenerz und andere Dinge sind nur dann „Reserven“, wenn sie auch ökonomisch nutzbar sind. Alles andere fällt definitionsmäßig unter „Ressource“. Die großen Ölgesellschaften der Welt haben schon Anfang 2014 und davor dank so horrend teurer Methoden wie Fracking mit Verlusten gearbeitet. Das war vor dem Rückgang der Preise um gute 60 Prozent. Sollte jetzt eine Firma wie – sagen wir mal, Exxon Mobil – gezwungen sein, die eigenen Investitionen neu zu bewerten, dann würde der Wert des gesamten Konzerns um eben diese Prozente sinken. Denn plötzlich wäre mein Öl in den Büchern eben mit realistischen Werten verzeichnet. Das wäre allerdings für börsennotierte Großkonzerne der Energiebranche ziemlich unangenehm. Deshalb verzichtet man großzügig auf derartig kleinliche Bilanzierungsregeln. Immerhin hat man das bei den Großbanken ja auch getan. Wenn man früher miese Papiere ausgelagert hat, um sie dann aus den eigenen Büchern zu streichen und so zu tun, als sei alles tiptop in Ordnung, war das Bilanzbetrug. Heute ist es längst gängige Praxis.

Im Moment fördern sich die größten Ölländer der Welt allesamt in den finanziellen Ruin. Unter anderem natürlich auch Venezuela, denn dieses Land braucht nach verläßlichen Schätzungen einen Ölpreis von etwa 85 Dollar pro Barrel, um profitabel arbeiten zu können. Dieser Preis ist aber seit dem Herbst 2014 nicht mehr existent und auch derzeit nirgendwo in Sicht. Die Wahrscheinlichkeit, daß Venezuela also an den zu niedrigen Ölpreisen stirbt und sich in einen failed state verwandelt, steigt quasi seit gut zweieinhalb Jahren täglich. Wie Griechenland, nur eben mit Öl.
Von irgendwelchen ökologischen Aspekten oder der Tatsache, daß auch Bergbau nicht mit Hamstern betrieben wird, reden wir da mal gar nicht. Prost, Gemeinde! Continue reading →

Mythopolis

– V –

Tess zwischen Tiefkühltruhen

„Civilizations die from suicide, not by murder.”
Arnold J. Toynbee

Etwas weiter weg befand sich ein weiterer unscharfer Umriß; dieser hier schwarz, mit einem anhaltenden Zischen, welches von großer, sich zurückhaltender Stärke kündete. Der lange Schornstein neben einer Esche und die Wärme, die von dem Punkt ausstrahlte, erklärte ohne die Notwendigkeit von viel Tageslicht, daß hier eine Maschine stand, die der Erste Beweger dieser kleinen Welt sein würde.
Neben der Maschine stand eine dunkle, bewegungslose Gestalt, eine verrußte und verschmutzte Verkörperung von Größe, in einer Art Trance, mit einem Haufen Kohlen an ihrer Seite. Solche Abgrenzung durch sein Auftreten und seine Farbe verlieh ihm den Eindruck einer Kreatur aus dem Tophet, abgeirrt in die durchsichtige Rauchlosigkeit dieser Gegend aus gelbem Weizen und blasser Erde, mit der er nichts gemein hatte, um ihre Eingeborenen in Erstaunen und Aufregung zu versetzen.

Wie er aussah, fühlte er auch. Er befand sich in der landwirtschaftlichen Welt, aber er war nicht Teil davon. Er diente dem Feuer und dem Rauch; diese Bewohner der Felder dienten der Vegetation, dem Wetter, dem Frost und der Sonne.

Thomas Hardy, Tess of the d’Urbervilles, XLVII, eigene Übersetzung

Tess, ihr Geist erschöpft von seelenzerfressender Arbeit, eine ruinierte, innerlich verwüstete Frau, findet sich im gleichnamigen Roman von Thomas Hardy konfrontiert mit dem dampfgetriebenen Rhythmus der neuen Dreschmaschine, die von einem „Ingenieur“ geführt wird. Einem Exemplar einer neuen Klasse von Mensch. Losgelöst von den ihn umgebenden anderen Menschen erscheint er als Vertreter einer völlig fremden Art.
Das Tophet, das Hardy erwähnt, ist in der hebräischen Bibel ein Ort in Jerusalem, an dem Verehrer der alten kanaanitischen Religion Kinder bei lebendigem Leibe verbrennen, als Opfergabe an die Götter Moloch und Baal. Das Tophet wurde so zu einem theologischen Synonym für die Hölle innerhalb des Christentums. Der angebetete Baal, ursprünglich ein Import aus syrischen Landen und für Wetter und Fruchtbarkeit zuständig – in etwa wie der römische Kollege Saturn – verwandelte sich dann auch konsequent in einen Dämon innerhalb der christlichen Historie.
Auch das Primum Mobile im Originaltext ist eine theologische und astronomische Anspielung. Denn dies war in Zeiten des geozentrischen Weltbildes die äußerste der Himmelssphären, die mit ihren Sternen um die Erde rotierten und hinter der das Göttliche wohnte. Aristoteles, der berühmte alte Grieche, sprach in seiner „Physik“ bereits von einem „Unbewegten Beweger“ weil er in naturphilosophischer Denkweise davon ausging, daß es etwas gegeben haben muß, das alle andere Bewegung im Universum verursacht hat.

Die von der zurückgehaltenen Kraft des Dampfes getriebene Maschine ist also so etwas wie ein Ausdruck des Göttlichen in ihrer maschinellen Macht, wohingegen ihr Operateur eher aus der Hölle entsprungen scheint. So sind auch die Auswirkungen nicht zwingend erfreulich. Tess wird mit dem Rhythmus der Maschine konkurrieren müssen, um als menschliches Wesen weiter Bestand haben zu können in ihrer Welt.

Ein anderer Romancharakter, von Rußlands großem Schreiber Lev Tolstoi in Anna Karenina auf die Felder Rußlands gestellt, kehrt ebenfalls in einer Ernteszene wiederum zurück zum „Allerheiligsten des Menschen, die Tiefe des Landes“. Er nimmt teil am gleichmäßigem Schwung der Sensenblätter in den Feldern und stellt sich dabei die existentiellen Fragen: „Wer bin ich? Warum bin ich hier?“
Ein Bauer sagt zu Ljewin, daß es zwei Sorten von Männern gäbe: „Der eine lebt nur für sich und stopft sich voll. Der andere lebt für die Seele. Er erinnert sich an Gott.“

Über das Feld hinter dem Haus rumpelt und dröhnt der Mähdrescher, wirbelt Staub auf und verbrennt Diesel. Nachdem es in den Monaten von März bis Juni in unserer Gegend mehr geregnet hat als in den ganzen zwölf Monaten vorher, von März bis März, ist es jetzt wieder trocken. Mit unglaublicher Bullenhitze hat sich der Sommer zurückgemeldet in diesen Tagen, Luft wie aus einer Esse strömt mir entgegen, wenn ich morgens die Balkontür öffne.
Das Technikmonstrum rumpelt über den Hektar industriell zum Ackerland erklärten Drecks und befördert ermordeten Weizen in sein Inneres. Hier wird geschnitten, transportiert, gedroschen, eingesammelt und fusselige Halmreste wieder ausgestoßen. Alles in einem Arbeitsgang. Kein Sensenblatt bewegt sich von links nach rechts, keine Dampfmaschine, kein zugerußter Mann. Der Ingenieur mit dem Bauerndiplom sitzt in seiner gläsernen Kabine über den Dingen, vermutlich klimatisiert.
Heutige Maschinenmänner sind nicht mehr rußig. Sie sind klinisch sauber. Steril. Noch viel unbeteiligter an den Dingen, als es ein Thomas Hardy und seine Tess jemals erahnen konnten. Dieser Knöpfchendrücker und Hebelberührer hinter seinem Glas hätte Tess unendlichen Schrecken verheißen. Continue reading →