Blick über den Tellerrand

Der Bundesnachrichtendienst hat neulich mal was Wahres gesagt, man soll es kaum glauben. Ich führe den jetzt mal so an, weil sich Geheimdienste ja ohnehin für einen Staat im Staat halten und sich auch so benehmen. Da sagt also der BND neulich: “Saudi-Arabien hat eine destablisierende Rolle in der arabischen Welt” und betreibe “eine impulsive Interventionspolitik”.
Welch unglaubliche Erkenntnisse unser bevölkerungsschützender Streicheldienst doch immer hervorbringt. Ich bin begeistert!
Saudi-Arabien sind die, die Leute in Fußballstadien köpfen oder mal den einen oder anderen Blogger zu Tode peitschen und die nichts davon halten, wenn Frauen normalen Tätigkeiten nachgehen, außer Atmen, Essen zubereiten und Kinder kriegen eventuell. Außerdem bomben die ja seit einer Weile im Jemen rum, daß ist dieses Nachbarland, das schon seit mehreren Jahren vor sich hin zerfällt.
Das sind die Jungs, die sich vom sogenannten Islamischen Staat dadurch unterscheiden, daß ihnen keiner Bomben auf die Mütze wirft. Aber das war’s dann auch. Die Bundesregierung hat jedenfalls sofort mit einem #Aufschrei reagiert und diese Analyse des BND als total schrecklich übertrieben zurückgewiesen. Oder, wie das diplomatisch heißt: “Die Einschätzungen des BND zu Saudi-Arabien spiegeln nicht 1:1 die Haltung der Bundesregierung wider.” Ah ja.

Schön ist auch der Quellenhinweis

“Für die Realpolitik allerdings braucht man einen Draht zum Königshaus. Gerade bei den Gesprächen zum Syrienkonflikt, an denen saudische Diplomaten kürzlich erstmals teilnahmen, gilt das Königshaus als entscheidend.”

So ein Blödsinn. Die Saudis sind so ziemlich die einzigen, die in Syrien nicht mitbomben. Man ist halt woanders beschäftigt. Continue reading →

Eintagsmenschen

„Welcome! Sulphur dioxide
Hello! Carbon monoxide
The air, the air is everywhere.”
Hair

Wieder einmal nähert sich unsere Reise auf diesem Steinbrocken, der eine kleine, gelbe, völlig aus der Mode gekommene Sonne in der äußeren Westside der Galaxis umkreist, einem zyklischen Endpunkt. Das Jahresende naht, also der Punkt, den die hier vorherrschende Spezies auf ihrem vorherrschenden Kalendersystem willkürlich als Schluß auf einer mehr oder weniger kreisförmigen und somit eigentlich unendlichen Bahn markiert hat. Vorher haben wir noch die Wintersonnenwende, danach werden die Tage wieder langsam etwas länger, am 3. Januar wird die Erde dann ihr Perihel durchlaufen, also den sonnennächsten Punkt der Umlaufbahn um besagte gelbe Sonne. Rein astronomisch eine G2 V übrigens.
Ja, wir haben zwar Winter, aber trotzdem befindet sich die Erde hier am sonnennächsten Punkt. Es gibt Menschen, die irrtümlich annehmen, die Entfernung von der Sonne habe etwas mit den Jahreszeiten zu tun, und die deshalb glauben, wir wären im Winter weiter weg von der Sonne. Schon bei kurzer Überlegung entpuppt sich das natürlich als unlogisch, denn während hier auf der Nordhemisphäre Winter ist, ist ja auf der anderen Seite des Planeten Sommer. Über den Daumen gepeilt dürften aber beide Hälften des Planeten etwa gleich weit von der Sonne entfernt sein. Oder gleich nah dran, wie auch immer. Wie kann es also hier kalt sein und im Süden warm, wenn das an der Entfernung zwischen Erde und Sol liegen soll?
Logische Antwort: Es kann nicht daran liegen.

Der etwas schlauere Mensch weiß natürlich, daß die Jahreszeiten dadurch entstehen, daß die Erdachse geneigt ist und nicht senkrecht auf der Ekliptik steht. Das ist die Ebene, in der alle Planeten die Sonne umkreisen. Der Neigungswinkel zur Senkrechten liegt im Falle der Erde bei etwa 23,4 Grad – das beschert uns die Jahreszeiten auf unserer Welt. Denn durch diese Neigung hat ein- und derselbe Ort im Laufe eines Jahres unterschiedliche Sonnenhöhen über dem Horizont und somit mehr Sonnenlicht, das auch noch in steilerem Winkel auftrifft. Oder eben weniger Licht in flachem Winkel. Hat man da, wo ich so rumwohne, im Winter mit Glück sieben Stunden Tageslicht, so kommt man im Sommer manchmal auf mehr als sechzehn Stunden, also locker das Doppelte. Dazu kommt noch die Erhöhung des Einfallswinkels von vielleicht 15 Grad auf 50 Grad. Die Sommersonne läßt also eindeutig mehr Energie an meinem Wohnort zurück als die Wintersonne. Deswegen ist es eben heiß oder kalt.

Während wir also auf einem Stein um die Sonne kreisen, oder besser, ellipten, pendelt die Erdachse hin und her, sie zeigt nicht stabil in eine Richtung. Würde man aktuell die Erdachse in einer Grafik nach rechts geneigt einzeichnen, müßten Astronomen der Zukunft das nach links tun, denn im Laufe der sogenannten Präzessionsbewegung durchwandert die Achsneigung einmal die 360° eines Vollkreises, sie schwankt also von ganz rechts rüber nach ganz links.
Aktuell ist unsere Nordhalbkugel von der Sonne weg geneigt und es ist Winter. In etwa 13.000 Jahren wird sie der Sonne zugeneigt und im Dezember dann Sommersonnenwende sein. Glücklicherweise berücksichtigt unser Kalendersystem das durchaus, sodaß der Sommeranfang des Jahres 15015 ndZ trotzdem im Juni liegen wird. Das heute klassische Wintersternbild des Orion wird dann allerdings ein Sommersternbild sein. Auch wird es nicht mehr vollständig an unserem Himmel sichtbar sein, wie das heute der Fall ist. Nicht einmal der Polarstern wird um diese Zeit noch derselbe sein, denn bis dahin hat die Wanderung der Achse den Zielpunkt am Himmel auf die Wega verschoben. Ist aber kein Grund zur Panik, denn nach weiteren dreizehn Jahrtausenden ist dann alles wieder so wie heute, zumindest fast. Diese komplette Bewegung der Erdachse umfaßt also 26.000 Jahre, man nennt das Zyklus der Präzession oder auch Platonisches Jahr. Continue reading →

Rote Königinnen und nackte Kaiser

„Hierzulande mußt du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst.“
Lewis Caroll, Alice hinter den Spiegeln

Warum sollten niedrige Preise eigentlich ein Problem sein, ganz besonders für Öl?
In den letzten Wochen sehe ich beim Radfahren immer wieder Preise an der Tankstelle, die deutlich unter €1,30 pro Liter Raffinerieprodukt liegen. Autogas liegt bei deutlich unter 60 €-Cent. Sowohl der deutsche als auch der amerikanische Autofahrer sind erleichtert. So lange man billig tanken kann, ist ja alles gut.
Rein wirtschaftlich betrachtet sieht die Sache etwas anders aus. Denn, wie schon einmal erwähnt, gibt es in der Wirtschaft so etwas, das idealer Preis heißt. Den gibt es natürlich für alle Rohstoffe und Waren, nicht nur für Öl.
Wenn jetzt die Ölpreise sinken, sinken auch die Preise für Kupfer, Nickel, Kobalt, Gold, Silber, Blei und was einem sonst noch so einfällt.
„Ist doch prima”, denkt sich der Normalverbraucher, „da wird dann das nächste Auto auch noch billiger, Töchterchen wird bald 18.”

Doch des einen Leid ist des anderen Freud, wie man so schön sagt. Und die anderen sind in diesem Falle die Großindustrien. Also die richtigen Großindustrien. Die, die so groß sind, daß sie kaum einer kennt, der sich nicht schon mal mit der Thematik beschäftigt hat. So groß wie GlenStrata zum Beispiel. Kennen Sie nicht? Na also, das bestätigt doch meine Theorie.
Ich bin auch erst beim Lesen eines entsprechenden Buches auf diesen Konzern gestoßen, der eigentlich Glencore heißt. Das ist auch erst ein paar Jahre her. Nun, dieser Verein hat seine Finger in so ziemlich jedem Ressourcengeschäft bezüglich Industriemetallen und anderem Zeug, das auf unserem Planeten so abgewickelt wird.
So wie man eigentlich keinen Joghurt löffeln, eine dehydrierte Nudelmahlzeit kaufen oder in einen Schokoriegel beißen kann, ohne wahrscheinlich mit den Namen Nestlé und Kraft Foods in Kontakt zu treten, ist es quasi unmöglich, im Geschäft mit Bergbauprodukten mitzumischen, ohne dabei über Glencore zu stolpern. Ähnlich wie in anderen Branchen sind hier gerade mal wieder Fusionen in Mode. Kraft fusionierte nämlich unlängst mit Heinz, geleitet wurde diese Fusion von niemand Geringerem als Börsen-Guru Warren Buffet. Wobei Kraft Foods sich vorher noch aufspaltete, nämlich in eine Firma, die sich um Lebensmittel in Nordamerika kümmert und eine, die das für den Rest der Welt übernimmt, die heißt Mondelez International und ist die drittgrößte Nahrungsmittelfirma des Planeten.

Glencore wiederum ist eine Rohstoffhandelsfirma, die bis vor kurzen nur einen Bereich nicht abdeckte, nämlich den Bergbau selber, in dem diese Rohstoffe gewonnen werden.
Aber dieses Problem hat sich mit der aktuell gerade abgeschlossenen Fusion mit einem Laden namens XStrata erledigt, das ist nämlich eine der größten Bergbaufirmen des Planeten, die sich unter anderem um Chrom, Vanadium, Kobalt und Nickel kümmert. Zusammen mit anderen Beteiligungen hat GlenStrata damit die gesamte Wertschöpfungskette von geologischer Exploration und Schaufelradbaggern bis zum Kupfer für Computerchips und Smartphones in ihrem Portfolio. Der offizielle Name wird dann demnächst Glencore Xstrata International plc sein. Das erklärt, warum ich und viele andere von solchen Unternehmen keine Ahnung haben bzw. hatten.
“PLC” steht nämlich für public limited company, was aus dem Wirtschaftlichen übersetzt soviel bedeutet wie „Informationen über die Firma sollten nicht an die Öffentlichkeit gelangen, das geht die nichts an”. Die Öffentlichkeit ist hier also eindeutig limitiert, die Firmenbezeichnung ist treffend gewählt. Praktische Sache, denn ohne Öffentlichkeit kann einem auch keiner reinquatschen. Weiterhin bedeutet es, daß sich diese Konzerne im Privatbesitz des Managements und ausgewählter Mitarbeiter befinden und sie oft nicht an der Börse notiert sind. So wie Glencore bis 2011.* Continue reading →

Blick über den Tellerrand

In Kalifornien ist es weiterhin dürr. To add insult to injury, wie man im Englischen so schön sagt, wird die Lage im wahrsten Sinn noch dadurch angeheizt, daß in dem Staat jetzt auch noch die Wälder brennen. Oder immer noch, wie man es nimmt.
Mehr als 3000 Feuerwehrleute sind im Einsatz, trotzdem drohen die Brände außer Kontrolle zu geraten. Der Gouverneur hat den Notstand ausgerufen.
Witzigerweise ist die Vorhersage, daß durch den ungewöhnlich starken El Niño, der sich im Pazifik zusammenbraut, die diesjährigen Winterregenfälle in Kalifornien recht ergiebig sein sollten. Aber damit ist halt aktuell noch nicht zu rechnen. Doch selbst wenn die Wetterfrösche hier recht behalten sollten, sieht die Zukunft Kaliforniens wohl eher trocken aus.

Auf der anderen Seite der USA, in New York, machen sich derweil alle Finanzjongleure in die Hosen, weil die böse Federal Reserve, also die Landeszentralbank, eventuell möglicherweise vielleicht dann doch jetzt am heutigen Donnerstag die Zinsen erhöhen könnte.
Das wiederum könnte die Weltwirtschaft erwürgen, denn natürlich investieren Firmen nur dann Geld, wenn sie auch günstig auf Kredite zugreifen können. Zumindest behaupten die Ökonomen das immer gerne. Komisch, da hätte die Weltwirtschaft in den letzten Jahren doch so richtig abheben müssen, denn billiger kann das mit dem Geld ja nicht mehr werden. Ich bin ja der Ansicht, daß die Fähigkeit unterbezahlter Amerikaner, sich Dinge leisten zu können, von Zentralbankzinsen recht unabhängig ist, aber ich bin ja auch kein Ökonom. Einer dieser vielen Ökonomen ist derweil der Meinung, daß die Weltwirtschaft auf die Pleite zusteuert und das Ganze nur ein ,,absurdes weltökonomisches Theater” darstellt. Da bin ich ausnahmsweise mal fast einer Meinung mit dem Mann. Aber wieso ,,zusteuert”?

Kassandra sagt: Entweder wird Ms Jellen, die aktuelle Fed-Chefin, die Zinsen um 25 Basispunkte anheben und diesen Schritt noch vor Ende des Jahres wieder zurücknehmen. Oder es wird – total überraschend – keine Erhöhung der Zinsen geben. Ich tippe ja ganz konkret auf Tor 2. Dem Kapitalismus geht da ein wenig die Luft aus. Continue reading →

Blick über den Tellerrand

Der Bürgermeister der größten Stadt im US-Bundesstaat Mississippi, der Hauptstadt Jackson, glaubt allen Ernstes, man könne Schlaglöcher in Straßen mit Gebeten bekämpfen und das natürlich erfolgreich.
Ich frage mich ja ernsthaft, wie irgendwelche Vollidioten immer wieder auf solche Ideen kommen. Wäre ich Gott, ich hätte einfach zuviel damit zu tun, mich um das Universum zu kümmern. Sonnen explodieren lassen, auf dem einen oder anderen Planeten mal ansagen ,,Let there be Evolution”, um den wissensbefreiten Kreationisten was zum Aufregen zu geben und solche Sachen. Aber Schlaglöcher? Echt jetzt?
Da würde ich den bekloppten Bürgermeister doch beim nächsten öffentlichen Auftritt publikumswirksam mit einem ordentlichen Blitz platzen lassen und dann mit unsichtbarer Hand in Blut an die Wand schreiben: ,,Erhöht die Steuern für die Reichen, ihr Penner. Wählt nicht immer so korrupte Arschlöcher und versucht es mal mit Instandhaltung. Das hilft!” Amen, Brüder Und Schwestern.

In der Weltwirtschaft geht derweil auch alles seinen guten alten Gang, das Wachstum springt uns förmlich über den grünen Klee davon und…nein, Moment…falscher Planet.
In Wirklichkeit ziehen Investoren Summen in Billionenhöhe aus den ,,emerging markets” ab, also den Börsen der Schwellenländer. Also das, was zu meiner Schulzeit die ,,Zweite Welt” war, aber das darf man ja heute nicht mehr sagen. Drum schreibe ich es halt.
Auf jeden Fall sind in den letzten 13 Monaten 940 Milliarden Dollar an Investitionen aus den 19 größten Schwellenländern abgezogen worden. Continue reading →

Die Lange Dämmerung

– II –

Apokalypse not

„I sat in the dark and thought: There’s no big apocalypse. Just an endless procession of little ones.”
Neil Gaiman, Signal to Noise

Der Untergang eines Imperiums oder einer Zivilisation ist üblicherweise ein Prozeß, nicht etwa ein plötzliches Ereignis. Als die Ägypter ihre Pyramiden bauten – falls sie denn tatsächlich diese Dinger gebaut haben – dachten sie bestimmt nicht daran, daß es eines Tages keinen Pharao mehr geben würde.
Tacitus hätte mich ebenso ausgelacht wie sein Ururururundsoweiter-Enkel, hätte ich ihnen erzählt, daß Rom untergehen wird.
Das Gebiet, das wir heute als China kennen, hat in den letzten 5.000 Jahren mehrfach Zyklen aus Aufstieg und Niedergang erlebt. So teilt sich zum Beispiel die Zhou-Dynastie in Östliche und Westliche Dynastie, nach der jeweiligen Lage der Hauptstadt und später in die sogenannte Zeit der Streitenden Reiche. In dieser Periode zerfiel ein vorher eher geeintes Gebiet – das östliche Zhou – in unterschiedliche Fürstentümer, nachdem der letzte entsprechende Herrscher den Löffel abgegeben hatte. Allein diese Dynastie reicht übrigens vom 11. bis ins 5. Jahrhundert vdZ, um einmal den Maßstab zu verdeutlichen.
In Europa befreiten sich in diesem Zeitraum die Griechen aus ihrem dunklen Zeitalter, das auf den Untergang der Minoischen bzw. Mykenischen Kultur gefolgt war. Kurz nach 1200 vdZ werden viele Städte und Zentren Mykenes zerstört, die Ursache hierfür ist bis heute unbekannt.
Mal werden äußere Feinde angenommen, für die es hier und da Hinweise gibt, mal sollen Naturkatastrophen verantwortlich sein. Manche Archäologen vermuten einen Zusammenhang mit Vorgängen jenseits der Ägais, die zur Zerstörung der Handelsrouten, zu Ressourcenknappheit und somit zu Kriegen geführt haben könnten. Aber genau weiß man es eben nicht.
Fest steht nur, daß die Mykenische/Minoische Kultur im 12. Jahrhundert vdZ einen massiven Zusammenbruch zum Opfer fiel. Die berühmten Schriften des alten Homer datieren zum Beispiel aus dem 8. Jahrhundert vdZ und beziehen sich wohl eher auf das 13. Jahrhundert vdZ, da etwa hat nämlich der Trojanische Krieg stattgefunden, wenn der denn tatsächlich ein historisches Ereignis beschreibt.
Homer berichtet also in seinen Versen von Dingen, die bei den damaligen Zuhörern zur Rubrik „Mythen und Geschichten” gehörten.

Allerdings finden sich auch im Untergang weitere Gemeinsamkeiten. Sowohl in Bezug auf die mykenische Kultur als auch Rom oder China bleiben die geographischen Gebiete weiterhin bewohnt. Es gibt Keramiken, die von heutigen Archäologen extra als „submykenisch” bezeichnet werden, was sich einmal auf die Zeiteinteilung als auch auf die Arbeit selber bezieht, also die Kunstfertigkeit der Ausführung und andere Dinge.
Trotzdem sind der Mittelmeerraum oder eben China seit Jahrtausenden besiedelte Gebiete. Auch nach dem Untergang Westroms gehen die Bevölkerungsdichten in Europa deutlich zurück, die Zivilisationsstufe sackt deutlich ab – aber die Menschen an sich verschwinden nicht vollständig, ebenso wenig die komplette Kultur.
Wenn also Johannes von Padmos oder seine heutigen Genossen immer wieder den völligen Untergang der heutigen Zivilisation in einem apokalyptischen Ereignis prophezeien, kann ich ihnen da nicht zustimmen, denn insgesamt scheint diese Vorhersage keinem bisherigen Ereignis zu entsprechen, das man in der Geschichte so finden könnte. Continue reading →

Blick über den Tellerrand

In Kalifornien ist es dürr. Noch immer. Jetzt hatte ja der Gouverneur dieses Bundesstaates beschlossen, daß man mal Wasser sparen könnte. Nicht etwa in der Landwirtschaft, die eindeutig der größte Verbraucher und Verschwender ist, sondern in den Privathaushalten. Inzwischen zeigt sich sehr schön, wie einige Amerikaner so über Wassersparmaßnahmen denken:

People “should not be forced to live on property with brown lawns, golf on brown courses or apologize for wanting their gardens to be beautiful,” Yuhas fumed recently on social media. “We pay significant property taxes based on where we live,” he added in an interview. “And, no, we’re not all equal when it comes to water.”

Keinen Gedanken verschwendet diese peinliche Entschuldigung für die menschliche Rasse daran, daß sein beschissener Golfkurs oder sein Rasen vor dem Haus vielleicht einfach nicht in eine Region passen, die eben von ihrer natürlichen Ausstattung her aus Wüste und Halbwüste besteht. Allein dieser Hinweis, daß ja nicht alle Menschen gleich sind, wenn es um Wasser geht, läßt mich wünschen, derartige Arschlöcher mögen beim Scheißen vom Blitz getroffen werden. Oder von mir aus auch beim Golf spielen. Man könnte sie auch wahlweise über Nevada abwerfen, ohne Fallschirm und vor allem ohne Wasser.
Zur Strafe für derartiges Denken wird die Dürre hoffentlich weitergehen. Die Wälder brennen jedenfalls schon. Aber das hat sicherlich nichts mit der Dürre zu tun. Derselbe Gouverneur, der die Landwirtschaft nicht unnötig mit Wassersparen belästigen möchte, hat den Notstand ausgerufen. Ich bin ja dafür, daß die Feuerwehr nur bei denen zum Löschen vorbeifährt, die nicht besonders viel Geld haben und sich auch sonst einfach an die Sparmaßnahmen halten. Den anderen Idioten soll ihr Haus ruhig mal abfackeln. Denn wenn wir nicht alle gleich snd, wenn es um Wasser geht, dann sind wir es auch nicht, wenn es um die Feuerwehr geht. Die Reichen können ihre Häuser ja neu aufbauen, die Armen nicht.

Ich verlinke hier absichtlich auf die NZZ, denn die Schweizer setzen gerade ihre Armee ein, um mit Hubschraubern Kühe zu tränken. Es ist wohl diesjährig ein wenig trocken im Kanton Jura.
Dabei verfliegen sich die Hubschrauber ab und an auch auf französisches Gebiet und klauen da Wasser, was zu kleinen Verstimmungen führt. Die Behörden überlegen derweil, den Versicherungsschutz für Landwirte zu verbessern, das ist natürlich ultimativ wichtig. Im Gegensatz zu den USA denken die Schweizer aber wohl auch darüber nach, wo man denn Wasser sparen oder umverteilen muß und kann. Continue reading →

Das hellenische Syndrom

,,Politik ist nur der Spielraum, den
die Wirtschaft ihr läßt.”

Dieter Hildebrandt

Warum hatte ich eigentlich gehofft, daß die Politik sich in Sachen Griechenland mal irgendwie zu einer vernünftigen Entscheidung durchringen würde?
Es ist schon manchmal ein Kreuz, wenn man als alter Zyniker immer wieder daran erinnert wird, warum man manche Dinge eher zynisch betrachtet.
Aber nun ja – gib einer Frau Merkel was in die Hand und sie wird es noch spektakulärer runterrocken, als es selbst der größte Pessimist vermutet hätte.
Eigentlich bin ich gar nicht zynisch. Ich beobachte nur und kommentiere das Geschehen.

Statt also einen vernünftigen Plan vorzulegen, mit dem man Griechenland irgendwie wirtschaftlich auf die Beine helfen könnte, haben die europäischen Finanzminister letzten Montagmorgen eine Entscheidung getroffen, die man eigentlich nur als Versailles 2.0 bezeichnen kann.
Anstatt Griechenland etwas von seinen Schulden zu streichen – meiner Meinung nach wäre ein Erlaß der Schulden notwendig – hat man das einfach mal abgelehnt.
Klar, warum sollte man auch jemandem Schulden erlassen, von dem selbst einer der größten Gläubiger sagt, der kann das nie zurückzahlen. Wäre ja auch eine pragmatische und korrekte Lösung, warum sollte also ein Finanzminister, speziell ein deutscher, das irgendwie in Erwägung ziehen?

Dafür bekommt Griechenland aber mehr Steuern, weniger Renten und sowieso muß überall gespart werden. Die eigentlich ja linke Regierung hatte einen Teil dieses Pakets selber vorgeschlagen, im Grunde waren damit auch alle Beteiligten recht zufrieden, so klang es jedenfalls bis vorletzten Samstag. Bis dann dieser deutsche Finanzminister kam und altersstarrsinnig rumgrantelte.
Im Endeffekt bekam Griechenland noch mehr Sparmaßnahmen aufgebürdet. Man hat also exakt das Rezept benutzt, das in den letzten fünf Jahren maßgeblich zur Verarmung der Bevölkerung und zum Wegbrechen der Wirtschaftsleistung geführt hat. Ist ja auch logisch: Wenn ich Menschen noch mehr Steuern aufs Auge drücke, die keinen Job mehr haben, oder Rentnern, deren Rente um 40 Prozent gesunken ist, dann werden die bestimmt mit ihrem Konsum die Wirtschaft ankurbeln.
Also die Wirtschaft, die keine Leute mehr beschäftigt, sonst wäre ja die Arbeitslosigkeit nicht so hoch. So denkt der neoliberal geschulte Konservative europäischer Prägung. Wobei – „denken” ist hier irgendwo das falsche Wort.

Zusätzlich hat man noch den alten Gassenhauer „Privatisierung” aus der Versenkung geholt. Um ganz klarzumachen, daß Griechenland ein besetzter Staat ist, soll eine Art Treuhandanstalt Nationalvermögen im Werte von 50 Milliarden Euro verkaufen. Natürlich muß man das dafür erst einmal beschlagnahmen, wenn man so will. Insgesamt eine Maßnahme, die man früher bei Staaten anwandte, die gerade einen Krieg verloren haben, den sie vorher selber begonnen hatten.
Ich stelle mir vor, in Deutschland würde ein Laden gegründet, der den Hamburger Hafen beschlagnahmt, Schloß Neuschwanstein, die Berliner Museumsinsel und noch ein bißchen anderes Zeug und dann beginnt, das meistbietend zu verscherbeln.
Ob die deutsche BILDvölkerung© dann immer noch so begeistert wäre über den „Kompromiß von Brüssel” wie aktuell, wage ich stark zu bezweifeln. Griechenland kommt also unter den Hammer. Akropolis bei eBay.
Wahrscheinlich kaufen die Amerikaner den ganzen Ramsch, die Simpsons wußten das nämlich schon vorher und Warren Buffett hat schon mal angefangen, Inseln zu kaufen, die sind grad günstig.

Greece on eBay

Man kann die Zukunft nicht vorhersagen? Man kann!
Experte Homer J. Simpson hat genau gewußt, was mit Griechenland passieren würde.

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Blick über den Tellerrand

Weit weg von Europa, nämlich im Südchinesischen Meer, betreibt China weiter ein eigenwilliges Landprojekt. Die chinesische Regierung hat offenbar ein paar Stunden Rhetorik-Unterricht bei unserer Bundeskanzlerin genommen, denn tatsächlich begründet Peking seinen etwas eigenwilligen Ausbau diverser Korallenriffe in der Gegend doch tatsächlich damit, man wolle mit diesen Maßnahmen lediglich die Riffe schützen. Das hätte glatt vom deutschen Regierungssprecher kommen können oder von Volker Kauder.
Diese ganze Aktion ,,Meine Inseln, deine Inseln” schwelt schon etwas länger und natürlich wäre es völlig absurd anzunehmen, daß dieses kindisch anmutende Gezänk irgendwas mit den in dieser Region vermuteten Rohstoffen zu tun hat.
Außer China erheben übrigens auch Vietnam, Taiwan, Malaysia, Brunei und die Philippinen Anspruch auf die Spratly-Inseln. Vietnam hat sogar ebenfalls mit einer eigenen Landaufschüttung begonnen.
Lustig wird es dann, wenn alle diese Staaten Anspruch auf eine 50-Meilen-Sperrzone erheben. Ich erinnere kurz daran, daß Taiwan ja von China als abtrünnige Provinz betrachtet wird – dorthin sind damals die Nationalchinesen geflüchtet, nachdem die es grandios verbockt hatten, Maos Anhänger zu besiegen.
Vermutet werden um die Spratlys bis zu 213 Milliarden Barrel Rohöl.
Das klingt gigantisch, ist aber lediglich der Verbauch von 6 Jahren global. Aber Kriege haben schon aus weniger handfesten Gründen angefangen auf diesem Planeten.
Immerhin haben es die chinesischen Autokraten aber hingekriegt, in diesem Jahr die CO2-Emissionen des Landes um 5% zu senken.  Klingt im Gegensatz zu den Milliarden Barrel Öl nicht viel, bedeutet aber, das China sein CO2 mal eben um den Wert reduziert hat, den ganz Großbritannien in einem Jahr ausstößt. Das ist nicht unbeeindruckend. Ich finde, alle europäischen Länder sollten das den Chinesen mal nachmachen, im September ist ja wieder superwichtige Klimakonferenz in Paris. Continue reading →