Mythopolis

– IX –

Das Knirschen von Sand

„Ihr glaubt bereitwillig an alles Unsichtbare. Aber was euch direkt ins Gesicht springt, wollt ihr nicht sehen. Es gibt dafür eine wissenschaftliche Erklärung:
Ihr seid doof.”
Doctor Who

Nicht immer sind negative Seiten der technologischen Entwicklung so offensichtlich wie bei der Verwendung von Kernenergie, deren Rückbau und Ende den Steuerzahler mindestens soviel Geld kosten werden wie die ganzen staatlichen Subventionen, die in den letzten 45 Jahren an diesen Industriezweig geflossen sind. Trotzdem gibt es immer noch Menschen, die die Mär vom billigen Atomstrom papageienmäßig wiederholen. Weil sie daran glauben wollen. Denn ansonsten müßten sie sich eingestehen, jahrzehntelang wie die Idioten an eine Lüge geglaubt zu haben. Menschen tun so etwas sehr ungern.
Stattdessen glaubt man lieber weiter an die Dinge, die man kennt und die einem von den Priestern der Fortschrittsreligion so angepriesen werden.
Deswegen heißen Priester eben so, zumindest vermute ich das. Weil sie anpreisen, was der jeweilige Gott so alles drauf hat und was für ein toller Hecht er doch ist. Oder was für eine zarte Forelle, falls es sich um eine Göttin handeln sollte. Die Religion von Fortschritt und Technologie bringt auch besonders sehenswerte technologische Tempel hervor. Außerdem natürlich „Wunder”, die sehr wohl funktionieren. Zumindest für eine Weile. Wenn das Wartungsbudget nicht gekürzt wird. Oder die Garantie abgelaufen ist.
Gute Werbung ist also offenbar sehr nützlich, wenn man anderen etwas als unverzichtbar und besonders großartige Errungenschaft verkaufen möchte. Wenn es dann auch noch einen handfesten Charakter hat, also ein irgendwie greifbares Dingsbums ist, werden die Kriterien schon etwas klarer. Wenn man Menschen heute fragt, worauf sie nicht mehr verzichten können im Alltag – die berühmte „einsame Insel”-Frage, bekommt man in den Antworten eine Auflistung von allem möglichen Mist geliefert, der nicht den geringsten Wert hat. Ich würde auf die einsame Insel jedenfalls eher eine Axt mitnehmen als ein Smartphone.

„Technologie” oder – in meinen Begriffen hier in diesem Blog – die genaue Ausformung der Technosphäre ist immer auch eine Entscheidung der Gesellschaft.
Zumindest wird uns das eingeredet. In Wahrheit funken einem die Kräfte der viel gepriesenen freien Marktwirtschaft natürlich ständig dazwischen.
Es gab nie eine Entscheidung der Gesellschaft für die vorgeblich zivile Nutzung der Kernenergie. Es gab eine politische Entscheidung, denn mit Reaktoren hat man die Hand eben auch irgendwo immer auf dem Stoff, aus dem die Bomben sind. Die Tatsache, daß Nationen wie Japan oder Deutschland über keine eigenen A-Waffen verfügen, ist ja nun nicht etwa technologischem Unvermögen geschuldet, sondern der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Der freie Markt ist an solchen Stellen also normalerweise eben kein Markt. Und frei ist er auch nicht, denn der freie Markt ist auch einer dieser Mythen, an die unsere Gesellschaft so gerne glauben möchte. Er funktioniert hier schlicht kommandowirtschaftlich. Hitler konnte in Hydrierwerken aus Braun- und Steinkohle Sprit für Flugzeuge und Panzer gewinnen lassen, weil es geht. Nicht etwa, weil das Verfahren ökonomisch Sinn ergibt. Es ist nämlich bei weitem zu teuer. Würde man Benzin heute aus deutscher Steinkohle herstellen wollen, kostete der Liter Sprit vermutlich irgendwas um die acht Euro. Dann mal Prost.
Mit Atomkraft war es ähnlich. Die Franzosen reihten sich als Atommacht Nr. 4 in den Reigen ein, weil Charles de Gaulle die Bombe haben wollte und dazu brauchte man eigene Reaktoren. Da die Kolonialgebiete Uran liefern konnten, hat man die Reaktoren gebaut. Darum hat Deutschland auch keine eigenen Bomben, denn damit konnte Frankreich sicher sein, nicht noch einmal von deutschen Truppen überfallen zu werden. Deutschland hätte wiederum auch gerne die Bombe gehabt, Old Adenauer war jedenfalls sehr dafür, soweit ich das weiß. Nur gab es eben keine. Dafür stehen die Franzosen heute da und erzeugen siebzig Prozent ihrer Elektrizität aus Kernmeilern. Da fragt sich nur noch, wem zuerst das Licht ausgeht. Uns oder den westlichen Nachbarn. Sollte einer der Schrottmeiler an der deutschen Grenze wie Cattenom vorher noch platzen, werden womöglich doch deutsche Truppen noch einmal Frankreich überfallen. Wer weiß? Continue reading →

La part du problème

„The American way of life is not up for negotiations.”
George H. W. Bush

Jetzt hat sie also begonnen, die COP21, diese Klimakonferenz in Paris. Die Abkürzung hat nichts mit den wahrscheinlich geradezu irrsinnigen Sicherheitsmaßnahmen zu tun, die nach dem jüngsten Terroranschlag in Frankreichs Hauptstadt an der Tagesordnung sein dürften.
In einem recht ordentlichen medialen Gewitter wird bereits seit mehr als einer Woche in diversen Zeitungen zusammengetragen, was denn da eigentlich passiert beziehungsweise passieren soll.
Insgesamt kommen Superman, Batman, Wonder Woman und Hulk zusammen, um die Welt wieder einmal vor dem Bösen zu retten. Und Chuck Norris. Zumindest liest es sich so, wenn man die Geschichte verfolgt.

In Wirklichkeit treffen sich da politische Delegierte aus aller Herren Länder. Umweltminister und -ministerinnen, die jeweiligen Stellvertreter, Präsidenten oder Vizepräsidenten, Premierminister oder eben deren Stellvertreter. 195 Länder haben irgendwelche Menschen, die sie mit Handlungskompetenz per Dekret ausgestattet haben, nach Paris geschickt.
Das ist insofern bemerkenswert, als es sich hierbei wohl tatsächlich um eine große, wenn nicht sogar die größte Konferenz der Tiere handeln dürfte, die es seit Menschengedenken gegeben hat. Immerhin sind das 100 Prozent aller Staaten der Erde, jedenfalls nach Auffassung der Vereinten Nationen, also echte Staaten im Rahmen des Völkerrechts. Die tatsächliche Anzahl der Ländereien liegt mit etwa 206 nur unwesentlich höher. Das Ausmaß des hier anberaumten Pow Wow ist also durchaus bemerkenswert.

Noch bemerkenswerter ist, daß sich hier nicht etwa 195 Peronen treffen, sondern eine nicht unbeachtliche fünfstellige Zahl. Das ist keine satirische Überspitzung von meiner Seite, die Gesamtzahl der in Paris herumwuselnden Klimatiker dürfte irgendwo zwischen 10- und 20.000 liegen.
Einige von ihnen sind Dolmetscher, denn das Sprachwirrwarr dürfte wahrhaft babylonisch sein bei einem derartigen Treffen. Immerhin existieren aktuell etwa 5.000 als Sprache definierte Kommunikationsformen auf dem Planeten Erde. Ohne einen Commander Data oder am besten einen C3PO, der ja bekanntlich auf 6 Millionen Kommunikationsformen programmiert ist, sorgt alleine schon dieser Faktor für erhebliche Zeitverzögerungen und Aufwand bei einer derartigen Konferenz.
Wiederum andere Personen sind nur dazu da, um den jeweils offiziell wichtigen Wichten, also den politischen Oberköpfen, ihren Arsch nachzutragen, das wäre dann der ganze Papierkram, den es immer noch gibt, da ändert die Digitalisierung nichts dran. Wenn man als Ministerpräsident von TakkaTukka 47 Termine an einem einzigen Tag abwickeln soll, braucht man jemanden, der das koordiniert.
Ich habe schon immer gesagt, daß eine fähige Chefsekretärin in den meisten Firmen wichtiger ist als der jeweilige Chef, denn sie hält den Laden tatsächlich am Laufen, wie man da so sagt, wo ich generisch herkomme. Der Chef ist austauschbar, aber nur die Sekretärin weiß exakt, gegen wen und wann der Ersatzmann kommt. Oder Ersatzfrau, natürlich. Wobei die Sekretärin auch ein Kerl sein kann. Aber das sind Details.
Zusätzlich zu diesen Leuten kommen aber auch noch die nach Paris, die die eigentliche Arbeit machen, und zwar schon bevor eine derartige Konferenz beginnt. Das sind die Leute, die vorher und hinterher, also jetzt gerade, in irgendwelchen schlecht belüfteten Konferenzräumen hocken und im 23. Unterausschuß für afrikanische Sandverteilungsfragen eben darüber befinden, wie denn jetzt das mit dem Sand genau geregelt werden soll. Continue reading →

Sith-Lords in Europa

“Einen Staat, der mit der Erklärung, er wolle Straftaten verhindern, seine Bürger ständig überwacht, kann man als Polizeistaat bezeichnen.”
Ernst Benda

Deutschland hat Grund zur Freude. In all dem Gewurbel um irgendwelche Flüchtlinge geht völlig unter, daß die Waffengeschäfte ganz prima laufen. Schon jetzt haben wir alle mehr Waffen verkauft als 2014. Und zwar schon im ersten Halbjahr! Nein, ich habe keine Ahnung, wo ihr Anteil geblieben ist, aber das freut die Aktionäre der Rüstungsfirmen. Und die Vorstände. Und die Politiker, die Rüstungsfirmen im Wahlkreis haben, also den Herrn Kauder zum Beispiel. So rein gesamtstaatlich finde ich das eher ein wenig bedenklich, aber wer fragt mich schon?
Wobei ich da doch ein oder zwei Fragen hätte: Wer im Bundestag hat diese ganzen Exporte genehmigt und wer hat diese Leute eigentlich gewählt?
Und wo ist die großzügige Spende in gehobener dreistelliger Millionenhöhe, die Frau Bundeskanzlerin zur Bewältigung der Flüchtlingskrise von diesen Leuten doch sicherlich erheben möchte? Continue reading →