Madam President?

Die Salamitaktik des „Demokrat X hat gesagt…”, die seit dem unseligen Fernsehduell in der US-Politik durchgeführt wurde, ist vorbei. Der müde Joe wird nicht noch einmal Präsident der Uneinigen Staaten von Amerika sein. Kassandra sieht ein paar Problemchen.
Hätten die Demokraten Kamala Harris wirklich zur Kandidatin aufbauen wollen, hatten sie dazu 3,5 Jahre Zeit.
Noch vor zehn Tagen sagten „Stimmen aus der Politik”, das Ms. Harris ungeeignet sei. Wegen der miesen Umfragewerte. Ich verweise auf den obenstehenden untenstehenden Langtext. Diese Nummer ist Bullshit. Harris’ Umfragewerte sind nicht schlechter als die von Biden waren. Die Schlußfolgerung lautet: die Demokraten wollten Harris gar nicht aufbauen.

Der Tattergreis Mitch McConnell, selber 82, wurde auch sofort aus seinem Wachkoma fitgespritzt und blökte bereits was davon in den Kongress, daß dieser Schritt den Wählern der Demokraten (sic!) gegenüber unfair sei. Denn die haben den Joe doch gewählt. In den Primaries!
Als hätten sich die Republikaner in den letzten 60 Jahren jemals für den Willen irgendwelcher Wähler interessiert, die nicht mindestens dreistellige Millionäre sind. Außerdem ist der Nominierungsprozess der Demokraten noch undemokratischer als derjenige der Republikaner, die gerade erst Trump zum neuen alten Führer gewählt haben. Insofern: who the fuck cares?

Kassandra ist sich sicher, daß sich Donald, dem persönlichen goldenen Schuß soeben erst entgangen, bei der nächsten Wahlkampfveranstaltung erstmals als direkten Messias und Propheten des Herrn bezeichnen wird. So’n Streifschuß richtet eben auch Schaden an in der Rübe. Wäre aber die logische Fortsetzung seines faschistischen Geschwafels vom GOP-Parteitag.

Interessanterweise hat keine der vielzitierten Geisterstimmen der letzten Tage von der demokratischen Partei gefordert, vielleicht mal den Zusatzartikel 25 anzustoßen. Weil die Demokraten kein weniger rassistischer Müllhaufen sind als die Reps auch.

Kassandra sagt: Joe Biden sollte seinem Land einen letzten Dienst erweisen und von der Präsidentschaft zurücktreten, nicht nur von der Kandidatur. Damit wäre Harris die erste Madam President der USA.
Ein demokratischer Kongressler sagte neulich erst, daß bei ihrer Kampagne alles darauf zugeschnitten sei, daß Joe Biden Trump schlagen könne. Die Gegenseite wird dabei oft vergessen.

Denn bei Trump war auch alles darauf ausgelegt, daß Joe Biden der Gegner sein würde. Das ist ab heute vom Tisch. Und wenn Donald, dem Einohrhasen, nicht bald was Besseres einfällt als Ms Harris mit “Laughing Kamala” runterzumachen – nun, ich hätte als US-Amerikaner nichts gegen eine 59jährige Präsidentin, die auch mal lacht. Vielleicht auch im November. Über ihren klaren Wahlsieg über den 78jährigen, fetten Opa, der den Wählern was von einer Zukunft erzählen will, in der er als Präsident Snow I. zu herrschen gedenkt.
Ich gebe den Demokraten bis nächsten Sonntag Zeit, um aus der Vizepräsidentin eine amtierende Präsidentin zu machen. Die Zeiten sind jedenfalls gerade wieder einmal richtig interessant geworden.

Der amerikanische Albtraum

“Europe is lost. America: lost. London: lost. Still we are clamouring Victory!”
Kate Tempest, Let them eat chaos

Die Medien bestehen weiterhin darauf, daß diese US-Präsidentenwahl eine ist wie jede andere auch. Dabei war das schon 2016 nicht mehr so. 2020 auch nicht.
Anstatt klar anzusagen, daß diese Wahl die letzte sein wird auf amerikanischem Boden, sollte Donald Trump gewinnen, ergeht man sich in der üblichen Berichterstattung, die den Namen längst nicht mehr verdient, nichts berichtet, nichts analysiert und weniger Tiefgang hat als ein Mississippi-Dampfer in einem feuchten Weizenfeld.
Natürlich alles hinter der Paywall, schließlich muß hochkritischer Edeljournalismus von echten Recherche-Experten und fachkundigen Beratern auch bezahlt werden. Was? Nein, das waren nicht ihre Werbedaten, die wir da gerade an 200 verschiedene Marketingbuden weitergereicht haben mit unserer Webseite.

Es geht nicht um die Tatsache, daß beide Kandidaten zusammen 150 Jahre plus die jeweilige Kalkmenge im Kopf auf die Waage bringen. Es geht nicht darum, irgendwelche schwachsinnigen, rassistischen Halbsätze des einen mit dem halbsenilen Gemurmel des anderen zu vergleichen und etwas ausgewogen gegenüberzustellen. An Donald the Führer ist nichts ausgewogener als an Mumbling Joe.

Es geht darum, daß hier ein mieser Gauner und politischer Strippenzieher mit 54 Jahren Erfahrung in der größten politischen Schlangengrube des Planeten auf der einen Seite steht und auf der anderen eben Donald Trump, der keinen Hehl daraus macht, daß er drei Minuten nach seinem Wahlsieg aus der angeblichen Präsidialrepublik USA eine Diktatur machen wird. Natürlich nur für einen Tag. Aber das wird ein verdammt langer Tag werden, nehme ich an.
So ein Kandidat hat in einer demokratischen Wahl schlicht keinen Platz zu haben. Die Partei, die ihn unterstützt, ebenfalls nicht.
Aber genau so, wie die Wahrheit lange vor dem Kriegsbeginn stirbt, im Gegensatz zur immer zitierten Weisheit diesbezüglich, stirbt eben auch Demokratie langsam vor sich hin, lange bevor jemand wie Trump auch nur in die Nähe des Oval Office kommt.

In allen westlichen Industrieländern wird diese Sache mit der Demokratie seit etwa 20 Jahren von oben aktiv untergraben. Also von den jeweiligen Regierungen und ihren ungewählten  Beratern in den Konzernvorständen.
Dann heulen plötzlich alle rum, wenn die Demokratie vergewaltigt, erschossen und in den Straßengraben geworfen wird, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Continue reading →

Phasenübergang

30. Dezember.
Die Sonne scheint. Zumindest hier tut sie das. Woanders steht das Wasser vor der Wohnzimmertür. Aber zumindest die Dürrelage in Deutschland ist nach einem bisher eher nassen Winter nicht mehr ganz so extrem wie in den letzten Jahren. Wobei das Wasser, das hier gerade sprichwörtlich den Rhein runterfließt, aus Bergen kommt, in denen die Schneefallgrenze auf 1.600m gestiegen ist. Es ist also zu warm.
Mein Lavendel bestätigt das – er versucht schon wieder, zu blühen. Erfolgreich. Aber die letzten Bestäuber, die ich noch Mitte November verwirrt durch die Gegend fliegen sah, haben wohl doch endlich die Flügel gestreckt.
So war 2023 zwar das wärmste Jahr aller Zeiten seit Aussterben der Dinosaurier, aber das wird irgendeinen Horst-Walter aus Hinterpolda nicht dran hindern, im Internet darauf hinzuweisen, daß es bei ihm gerade wieder regnet. Da ist bestimmt diese Migration dran schuld!
Gleichzeitig war 2023 vermutlich das kühlste Jahr, das die Generation meiner Nichte jemals erleben wird und ich wette ein Eis drauf, daß der aktuelle Rekord Ende 2024 schon wieder keiner sein wird.
Wie sagte Kassandra dereinst: wir werden nicht zwingend Wasermangel kriegen in der Klimakatastrophe, deutsche Version. Wir werden ein Problem bekommen mit der Verteilung des Wassers über das Jahr. Tja.

01. Januar
Gestern haben Menschen um Mitternacht ganz Deutschland in eine Freizeitversion der europäischen Ostfront verwandelt und dabei wieder einmal 200 Millionen Euro in die Luft gejagt. Wir haben ja nix und alles ist zu teuer.
Ohne jetzt spoilern zu wollen: dieser Aspekt des Alltags wird sich 2024 nicht verbessern. Mein Wort drauf.
Wir hätten die Produktion von Hirnschmalz nicht einstellen sollen in Europa, denn daran herrscht schon seit mindestens 30 Jahren zunehmende Knappheit.
Woanders ist derweil der Knall, der so klingt, als hätte gerade einer die halbe Innenstadt gesprengt, tatsächlich eine echte Rakete, die womöglich die halbe Innenstadt gesprengt hat. Mich hat beim Einkaufen bisher noch immer niemand beschossen, was ich durchaus begrüßenswert finde. Continue reading →