Imperium des Öls

,,Um 1870 erzeugten die Dampfmaschinen Großbritanniens etwa 4 Millionen Pferdestärken, die Arbeit von 40 Millionen Männern, die – wäre die Industrie noch immer von Muskelkraft abhängig gewesen – mehr als das Dreifache der damaligen Weizenernte des Landes verzehrt hätten.”

Ian Morris, Wer regiert die Welt

Jura. Vor etwa 150 Millionen Jahren plusminus ein bißchen. Genauer gesagt, Oberjura. Was für Nicht-Geologen also bedeutet, dieses Erdzeitalter geht gerade zu Ende. Der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre beträgt etwa 26%, etwa ein Viertel mehr als heute. Der CO2-Anteil ist mit fast 2000 ppm gut 5mal so hoch. Durchschnittstemperatur global aktuell etwa 17°C, sonnig, die Frisur sitzt. Warum das nicht viel wärmer ist, trotz des hohen CO2-Gehalts?
Bin ich Klimatologe? Vielleicht hat der hohe Gehalt an Sauerstoff was damit zu tun. Außerdem ist unsere Sonne noch 150 Millionen Jahre jünger. Da müssen Sie mal die Astronomen von damals fragen.

Gut, die Astronomen von damals sind etwa 20 Meter groß und diverse Tonnen schwer, ihr Lebendgewicht liegt im groben Durchschnitt irgendwo zwischen einer halben und 10 Tonnen. Einige Prachtexemplare sind bis zu 30 Metern lang und wiegen an die 100 Tonnen, der Diplodocus hallorum zum Beispiel.
Außerdem sind die Astronomen natürlich Dinosaurier, also Reptilien, und interessieren sich nicht für den Bau von Observatorien. Ohne Zeitmaschine werden wir also nie wissen, ob die Sonne damals einen Zacken kühler war als heute. Aller Wahrscheinlichkeit nach ja.

Willkommen auf der Erde. Nicht unserer Erde, aber die Erde.

Jurassic Earth 150 MY

Die Erde. Dinosaurier-Version. Vor etwa 150 Millionen Jahren, im Oberjura.
Grafik von Prof. Dr. Ron Blakey, Northern Arizona University
CC by SA 3.0

Der Superkontinent Pangaea hat gerade begonnen zu zerbrechen, so vor etwa 70 Millionen Jahren hat das angefangen, ist also noch nicht so lange her, nach geologischen Maßstäben war das vorletzte Woche.
Wenn ich da stehe, wo mal Deutschland sein wird, stehe ich im Wasser, meistens jedenfalls. Falls ich in Köln stehe, stehe ich an Land. Die ersten Dinosaurier lernen gerade fliegen, es ist das Zeitalter des Archaeopteryx.
Diese wärmere Welt ist voll mit Leben in jeglicher Form. Noch relativ unbelästigt von Säugetieren, obwohl es zu diesem Zeitpunkt bereits einige vielversprechende Ansätze gibt, dreht der Planet seine Runden um das Zentralgestirn und läßt sich die Sonne auf den Pelz…nein, das ist ein Säugetiermerkmal…ins Wasser scheinen.

Der größte Anteil an Biomasse lebt auch auf dieser Version der Erde genau dort, nämlich im Wasser, was wenig verwunderlich ist, wenn man sich die Erde mal so anschaut, die eigentlich Aqua heißen müßte, wären Menschen denn logisch. Aber Menschen sind nun mal eher egoistisch, außerdem existieren wir noch gar nicht und wir haben nicht die geringste Ahnung, wie die Dinosaurier den Planeten genannt haben.
Mehrere Bazillionen Tonnen an Phytoplankton, an Zooplankton und vor allem an Algen treiben sich also in den Meeren der Erde herum und tun das, was Algen und Plankton so tun. Genaugenommen ist es ein einziges Meer, denn die Landmassen hängen noch derartig dicht zusammen, daß ein Großteil des Planeten aus einem einzigen Ozean besteht. Das Mittelmeer ist noch nicht erfunden und auch der Atlantik wartet noch in der Zukunft auf sein Entstehen. Continue reading →