Es geht kein Flug nach Irgendwo

„I’m learning to fly, but I ain’t got wings.
Coming down is the hardest thing.”
Tom Petty

Technologie oder – in meinen Begriffen hier in diesem Blog – die genaue Ausformung der Technosphäre ist immer auch eine Entscheidung der Gesellschaft.
Zumindest sollte sie das sein. In Wahrheit funken einem die Kräfte der viel gepriesenen freien Marktwirtschaft da natürlich ständig dazwischen.
Es gab nie eine Entscheidung der Gesellschaft für die vorgeblich zivile Nutzung der Kernenergie. Es gab eine politische Entscheidung, denn mit Reaktoren hat man die Hand eben auch irgendwo immer auf dem Stoff, aus dem die Bomben sind. Die Tatsache, daß Nationen wie Japan oder Deutschland über keine eigenen A-Waffen verfügen, ist ja nun nicht etwa technologischem Unvermögen geschuldet, sondern der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Der freie Markt ist an solchen Stellen also normalerweise eben kein Markt. Und frei ist er auch nicht. Er funktioniert hier schlicht kommandowirtschaftlich. Hitler konnte in Hydrierwerken aus Braun- und Steinkohle Sprit für Flugzeuge und Panzer gewinnen lassen, weil es geht. Nicht etwa, weil das Verfahren ökonomisch Sinn ergibt. Es ist nämlich in jeglicher Hinsicht bei weitem zu teuer. Würde man Benzin heute aus deutscher Steinkohle herstellen wollen, kostete der Liter Sprit vermutlich irgendwas um die acht Euro. Dann mal Prost.
Mit Atomkraft war es ähnlich. Die Franzosen reihten sich als Atommacht Nr. 4 in den Reigen ein, weil Charles de Gaulle die Bombe haben wollte und dazu brauchte man eigene Reaktoren. Drum hat Deutschland auch keine eigenen Bomben, denn damit konnte Frankreich sicher sein, nicht noch einmal von deutschen Truppen überfallen zu werden. Deutschland hätte wiederum auch gerne die Bombe gehabt, Old Adenauer war jedenfalls sehr dafür, so weit ich das weiß. Nur gab es eben keine.
Dafür stehen die Franzosen heute da und erzeugen 70 Prozent ihrer Elektrizität aus Kernmeilern. Da fragt sich nur noch, wem zuerst das Licht ausgeht. Uns oder den westlichen Nachbarn. Sollte einer der Schrottmeiler an der deutschen Grenze wie Cattenom vorher noch platzen, werden womöglich deutsche Truppen doch noch einmal Frankreich überfallen. Wer weiß?

Wenn aber die industrielle Zivilisation den Bach runter geht und dabei auch durch weiteres Aufkommen von „Technologie” – in welcher Form auch immer – nicht zu retten sein wird, ergibt sich ganz generell die Frage: Was wird überhaupt zu retten sein?
Das erfordert ein wenig ausgiebige Diskussion und Bestandsaufnahme.
In diesem Zusammenhang sollte man nicht unerwähnt lassen, daß die Bemühungen der meisten offiziell irgendwie grün-ökologisch bewegten Menschen, die in industriellem Maßstab stattfinden, eindeutig nicht Teil der Zukunft sein werden. Weder superleichte Elektroautos noch leichtere Flugzeuge noch Gebäudedämmung bis zum Abwinken werden den Zusammenbruch der industriellen Zivilisation verhindern.

Seit Jahren bemühen sich Leute wie Amory Lovins, der Begründer des Rocky Mountain Institute, mit der Entwicklung von Hypercars die Illusion aufrechtzuerhalten, daß wir einfach so weitermachen können wie bisher, nur eben anders. Wir müssen unseren Lebensstil nicht ändern. Nein, damit ist alles in Ordnung. Wir müssen eben nur weniger Gallonen Sprit pro Meile verbrauchen und alles wird gut werden. Aber wir können weiter jederzeit dahin fahren, wo wir wollen und wann wir wollen. Mr Lovins hat für seine Bemühungen diverse Preise gewonnen und als studierter Experimentalphysiker ist er sicherlich auch mit einer gewissen Grundintelligenz ausgestattet. Schon in den 80er Jahren demonstrierte er, daß man nur mit der Körperwärme der Mitarbeiter und Solarenergie die Temperatur seines Instituts in angenehmen Bereichen halten kann, auch bei Außentemperaturen unter minus vierzig Grad Celsius.
Aber warum muß man dafür ein Institut, das sich auch der positiven Entwicklung des Denkens verschrieben hat, unbedingt im US-Bundesstaat Colorado so in die verdammten Felsen bauen, daß der umweltfreundliche Ökoladen am besten per Hubschrauber oder Fallschirmsprung erreichbar ist, mindestens aber ein Auto erfordert? Bezeichnenderweise heißt der Ort ungelogen Snowmass, Colorado.

Überall entwickeln also durchaus intelligente und gut gebildete und ausgebildete Menschen Lösungen für Probleme unserer modernen Welt.
Dummerweise übersehen sie dabei sehr häufig, daß es sich beim Untergang der industriellen Gesellschaft nicht um ein Problem handelt, sondern ein Dilemma. Und Dilemmata haben keine Lösung, das liegt in ihrer Natur.
Überall verbreiten Ökonomen die Theorie, daß die Wirtschaft weiter wachsen könne, man müsse halt nur das Wachstum vom Ressourcenverbrauch abkoppeln. Heutzutage läuft so etwas unter dem Siegel des Ökomodernismus.
Nun ja, zum einen ist das keine Theorie. Es ist Blödsinn, den sich ein studierter Ökonom mal ausgedacht hat und der jetzt von seinen Kollegen weiterverkauft wird. Die Art und Weise der Argumentation läuft hier genauso wie bei der Behauptung, daß Erdöl ja rein ökonomisch betrachtet eine unendliche Ressource sei und daher so etwas wie Peak Oil überhaupt kein Problem sein kann.
Wir müssen uns keine Sorgen machen, wir werden die Wirtschaft einfach weiter wachsen lassen und dabei immer weniger Rohstoffe verbrauchen.

Ob Ökonomen oder Wissenschaftler. Beide gehen gerne von Voraussetzungen aus, die nicht der Realität entsprechen.

Leise pfeife ich beim Lesen solcher geistigen Schattenwürfe einen alten Gassenhauer von Pippi Langstrumpf vor mich hin. Immer schneller laufen und immer weiter springen zu wollen, ohne dabei mehr Input zu benötigen – mir erscheint schon der gedankliche Ansatz extrem naiv, um es mal diplomatisch auszudrücken.
In Wahrheit lügen die meisten sogenannten Wirtschafts”wissenschaftler” sich selber und dem Rest der Welt einen unglaublichen Müll vor, damit sie weiterhin so tun können, als hätten sie auch nur das geringste von dem verstanden, was sich in unserer Zivilisation abspielt.
Ich hatte da mal etwas von der Notwendigkeit geschrieben, den Eindruck von Kontrolle aufrechtzuerhalten. Exakt das tun solche Menschen. Um jeden Preis.

Die Lüge beginnt aber in dem Falle bereits damit, daß wir nie etwas unter Kontrolle hatten. Naturgesetze kann man ausnutzen. Ändern kann man sie nicht. Wirtschaftswissenschaftliche Formeln taugen normalerweise nicht das Papier, auf dem sie geschrieben sind.
Daraus ergibt sich dann wiederum eine allgemeine Politik, die ebenfalls den falschen Ratschlägen folgt, denn diese Ratschläge können ja die Wirtschaft retten. Sagen die Wirtschaftler. Klappt nur nicht sonderlich gut, habe ich den Eindruck. Dieser Eindruck verstärkt sich deutlich, wenn ich auf die Weltwirtschaft schaue in den letzten Jahren.
Was hat man an ökonomischem Feuerwerk nicht alles abgebrannt. Unter Mißachtung sämtlicher Gesetze und Vorschriften wurden unzählige Billionen an Dollar und Euro in die Wirtschaft der USA und Europas gepumpt , und sie werden es immer noch.
Mit dem Erfolg, daß heute in Ländern wie Griechenland, Italien oder Spanien eine ganze Generation auf der Straße steht und nicht recht weiß, wohin es gehen soll. In den USA hat man nach offiziellen Zahlen jetzt wieder eine Arbeitslosenquote erreicht, die etwa der von 2008 entspricht, vor dem offiziellen Krisenbeginn. Warum das als durchschlagender ökonomischer Erfolg gefeiert wird, ist mir ein persönliches Rätsel.
Die Zinsen wurden so weit gesenkt, wie das nur möglich ist, um Kredite billiger zu machen. Denn in den USA bestehen 70 Prozent der Wirtschaftsleistung aus privatem Konsum. Menschen, die nicht so recht wissen, wo es hingehen soll, kaufen aber keine „hochwertigen” Wirtschaftsgüter, für die üblicherweise eben Kredite vergeben werden. Häuser und Autos sind hier die klassischen Beispiele.
Ganz besonders kauft man so etwas nicht in einer Finanz-Wirtschafts-Schulden-Euro-Krise, die ursprünglich durch miese Abzockerei mit Immobilienhypotheken entstanden ist. Der amerikanische Konsument kauft nicht einmal weniger wertige Güter, wie Waschmaschinen oder Küchenzeilen. Auch für solche Dinge sind Konsumentenkredite ja längst üblich in den USA.
Die großen Kredite will keiner haben, weil die US-Durchschnittsbürger ohnehin schon in Schulden absaufen. Kleineren Kredit will möglicherweise noch der eine oder andere haben, aber den kriegt er nicht. Denn weder für das eine noch das andere wollen die Banken Geld verleihen. Könnte ja ausfallen, der Kredit. Der Gedanke kommt ein bißchen spät.

Insgesamt sitzen also die Finanzmenschen unseres Planeten auf einem wesentlich größeren Haufen aus verdammten Geld als 2008. Und es sind dieselben Menschen. All dieses Geld sucht händeringend und weinend einen Platz, an dem es nach Möglichkeit zehn Prozent Rendite erbringen soll. Mindestens. Denn das sind die stinkreichen „institutionellen Anleger” ja gewohnt. Die achte Yacht ist teuer, die muß 140 Meter lang werden, damit man ganz klar sieht, wer den längsten hat in Monaco. Oder wo immer sich die Geldelite heute so trifft.
Ich kann mich noch an einen Herrn Ackermann erinnern, der bei der Aktionärsversammlung der Deutschen Bank etwas von 25 Prozent Eigenkapitalrendite erzählt hat. Das meinte der Mann ernst in dem Moment. Jetzt fusioniert die Deutsche Bank womöglich mit der Commerzbank, auch so einem geretteten Zombieinstitut. Viel besser kann man Apokalypse im globalen Finanzwesen kaum beschreiben.
Da es in der realen Wirtschaft derartige Renditen nicht gibt und auch nie gab, haben sich die Banken in den letzten Jahren immer tiefer in „kreative Buchführung” hineingewagt. Auf gut deutsch, man hat mit Lügen, Beschiß, Betrug und Täuschung den Eindruck erweckt, der eigenen Bilanz gehe es ganz prima.
Für die durchschnittliche Bilanzfälschungsrate, die in einem europäischen Geldhaus in einer Woche anfällt, würde der berühmte Einzeltäter im Ermittlungsfalle grob geschätzt 374 Jahre Knast kassieren. Amerikanische Institute toppen das noch. Da es aber alle machen, sieht keiner hin, während auch die Zentralbanken ihre Bilanzen seit 2008 bis ins Astronomische verlängert haben. Da muß man jetzt nicht Kassandra sein, um den nächsten großen Knall vorherzusagen. Recht bald, vermute ich. Vielleicht noch vor den Wahlen in den USA. Wahrscheinlich danach. Viel Spaß dem nächsten Präsidenten.

Überhaupt tauchen überall in den westlichen Industrieländern Parteien auf, die lauthals gegen das Ausländerpack wettern, das den jeweiligen Einheimischen die tollen Jobs wegnimmt. Das diese Jobs schon vorher nicht da waren, wird geflisssentlich ignoriert.
Gleichzeitig muß aber selbst jemand wie ich konstatieren, daß die in Deutschland oft gehörte These: „Wir brauchen die Migranten für den Arbeitsmarkt” auf meinem persönlichen Bullshit-Detektor die Skala sprengt. Wenn schon vor irgendwelchen imaginären „Flüchtlingsströmen”, von denen die blau lackierten Nazis in Deutschland immer gerne phantasieren, immer noch 2,5 Millionen Menschen keine Arbeit hatten – wozu brauchen wir da noch mehr Leute?
Wenn also irgendwer öffentlich erzählt, wir bräuchten Einwanderung wegen der Lage am Arbeitsmarkt, ist das eine recht einfach zu erkennende Lüge.
Meistens sind es ja die üblichen Verdächtigen in Sachen Kapitalfaschismus, die so etwas sagen. Das INSM oder so. Oder der Herr Sinn von diesem ifo-Institut. Wobei ich mich ja frage, wieviel Rente der jetzt bekommt, dafür, daß er nie wirklich etwas geleistet hat.
Auf jeden Fall gießen solche Sprüche den faschistischen oder sonstwie totalitären Demokratieabschaffern ordentlich Öl auf die Lampe. Denn die behaupten ja auch, wir müßten die nur alle rausschmeißen, diese Ausländer, und dann würde das Schlaraffenland schon wieder funktionieren.

Warum schweife ich ab? Wo war ich überhaupt? Wo bin ich?
Ach so – ja. Technologie. Immer noch. Irgendwie.
Man stelle sich einmal die Frage, welche Art technologischer Fortschritt wohl in der jetzigen Situation der Weltwirtschaft besonders gefördert wird?
Wohin wandern Forschungsgelder und Finanzierungen für Prototypen?
In mittel- und langfristige Lösungen, die von Nachhaltigkeit geprägt sind? Oder eher in kurzfristigen High-Tech-Gadgetmüll, der einen möglichst hohen Umschlag im Regal erzeugt und ordentlich Geld in die Kasse spült, auf das die Aktienkurse künstlich explodieren können?
Die Verbindung zwischen finanziellem und technologischem Holzweg, der nicht ganz unwichtig ist für den Niedergang unserer Zivilisation, sollte hier also etwas klarer werden.
Letzte Woche hatte ich kurz erwähnt, daß man heutzutage extrem seltsam angeguckt wird, wenn man behauptet, eine gerade neu hochgehypte Technologie nicht zu benötigen. Oder womöglich zu behaupten, daß diese Technologie vollkommener Blödsinn ist, den keine Sau braucht.

Ich gehe heute mal einen Schritt weiter. Im Rahmen der sich entwickelnden Zukunft ist etwas absolut sicher: Wir werden verzichten müssen.
Da ist es, das Wort, das niemand wirklich sagen oder hören möchte. Der Grund, warum hunderte wissenschaftlich gebildeter Köpfe an großartigen Projekten forschen, die Milliarden verschlingen – und die doch nichts weiter tun sollen, als unseren aktuellen Lebensstil aufrechtzuerhalten. Aber das funktioniert nicht. Es kann nicht funktionieren. Es wird auch nicht funktionieren. Entweder stellen wir unseren Lebensstil um, oder die Ereignisse der Langen Dämmerung werden das für uns tun.

Ich wage also ein Gedankenexperiment.
Stellen wir uns vor, man würde Technologien, die aktuell existieren, einer strengen, nüchternen Bewertung unterziehen.
Stellen wir uns einmal vor, daß wir im Rahmen der Bekämpfung der Klimazerstörung, die ja vor einigen Monaten in Paris so heldenhaft beschlossen wurde, eine Industrie zurückfahren wollen, die enorme Mengen an Treibhausgasen ausstößt.
Nehmen wir weiterhin an, diese Industrie bringt nichts hervor, das wirklich gebraucht wird. Nichts von dem, was diese Industrie tut, ist notwendig für menschliches Leben oder Überleben auf dem Planeten. Nichts davon verbessert das Leben auf diesem Planeten wirklich, wie es ja immer der hehre Anspruch der Prediger der Fortschrittsreligion ist. Stellen wir uns vor, es ist eine reine Bequemlichkeit und eine Industrie, bei der bis vor einigen Jahrzehnten niemand in den entwickelten Industrieländern gesagt hätte, daß er sie jemals benötigen würde. Benötigen im Sinne von „als unentbehrlich betrachten”.
Würde dieser Industriezweig verschwinden, würden selbstverständlich manche Menschen ihre Arbeit verlieren. Aber nicht übermäßig viele. Ansonsten wäre das einzige Resultat, sieht man einmal von der wegfallenden Bequemlichkeit der zahlreichen Nutzer ab, eine deutliche Reduzierung der weltweiten Treibhausgasemissionen.

So eine Industrie existiert überhaupt nicht?
Doch, tut sie. Sie heißt kommerzielle Luftfahrt. Ich streiche also einmal gedanklich die kommerzielle Luftfahrt aus der ungeschriebenen Geschichte der Zukunft. Morgen treten die UN zusammen und dieser Blödsinn mit dem Rumfliegen wird als zivilisationsfeindlicher Terrorismus verboten. Ab sofort. Keine Ausnahmeregelungen. Wer Privatjets besitzt, hat Pech gehabt. Wer meint, trotzdem damit rumfliegen zu müssen, wird abgeschossen oder muß 80.000 Dollar pro Liter Kerosin bezahlen.
Schon höre ich überall die virtuellen Protestler ihre Schilder rauskramen, auf denen „Dagegen!” steht. Und die Begründung wird sein, daß natürlich ohne den Flugverkehr der heutigen Art die Welt zusammenbricht. Wie soll man denn da irgendwohin kommen? Und überhaupt – die Globalisierung! Nein, das geht ü-ber-haupt nicht, daß man nicht mehr fliegen kann.

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Bild 1: Transportmittel ohne Zukunft.
In der Mojawe-Wüste in den USA stehen hunderte ziviler Verkehrsmaschinen herum, die offiziell eingemottet sind. In Wirklichkeit kommt von hier keiner mehr zurück. Diese Maschinen sind totes Kapital, finanziell und ökologisch.

Eine Welt ohne kommerzielle Luftfahrtindustrie wäre eine Welt, in der die CO2-Emissionen rapide und deutlich absänken. Nach einer bereits etwas älteren Studie lag der Ausstoß dieser für uns offiziell wichtigen Technologie irgendwo zwischen 600 und 700 Millionen Tonnen des Klimagases im Jahre 2006. Die Tendenz geht auch hier zur deutlichen Steigerung und somit wird sich diese Menge bis zum Jahr 2025 auf etwa 1,2 bis 1,5 Milliarden Tonnen CO2 mindestens verdoppeln.
Noch 1992 hatte die Menge bei etwa 140 Millionen Tonnen gelegen, allerdings nach Schätzungen des IPCC. Das ist diese Bande aus Nerds, die regelmäßig als Weltklimarat ihre Ergebnisse veröffentlichen, die aus grob zwei Dutzend Fachdisziplinen stammen. Diese Forscher werden dann innerhalb von fünf Minuten nach Veröffentlichung immer von Leuten widerlegt, die in der vierten Klasse aus der Grundschule geworfen wurden, weil das Kratzen ihres Rasierers in der letzten Bank ständig den Unterricht gestört hat.
Jedenfalls liegen die Werte der Studie deutlich höher als die Projektionen des IPCC, aber die freundlichen Klimawissenschaftler sind bekannt dafür, ihre Ergebnisse gerne konservativ zu nehmen, also stark nach unten abzurunden.
Das klingt jetzt für manche der Verschwörer aus der letzten Schulbank komisch, die den Klimawandel für etwas halten, mit dem die jeweilige Regierung ihnen mehr Geld für ihre dampfenden Dieselschleudern aus der Tasche ziehen will.
Ist aber völlig logisch. Denn wenn Wissenschaftler bei ihren Forschungen auf ein Szenario kommen würden, bei dem sie vor der Presse nur noch verkünden können „Wir sind alle im Arsch”, würde die Welt die Klimaforschung einen Tag später einstellen. Das wäre schlecht für die Wissenschaftler. Und für die Erkenntnisentwicklung übrigens auch. Selbst bei todgeweihten Patienten ist die Beobachtung des weiteren Krankheitsverlaufs durchaus sinnvoll.
Wenn eine Regierung ihrer Bevölkerung übrigens Geld aus der Tasche ziehen will, erhöht sie die Mehrwertsteuer. Dieselben Amerikaner, die den Verschwörungsschwachsinn von sich geben, haben außerdem kein Problem damit, auf privatisierten Straßen Maut zu bezahlen, damit sie die Erdatmosphäre weiterhin mit Kohlendioxid schwängern können.

Auf Kerosin oder Flugbenzin wird in den Ländern, die eine große Luftfahrtindustrie haben, keine Steuer erhoben. Stattdessen setzte sich der Trend zum Billigfliegen mit Beginn dieses Jahrhunderts so richtig fest und heute halten es alle Leute für völlig normal, mit einer Düsenmaschine mal eben von Berlin nach Frankfurt zu kacheln. Oder zum Einkaufen übers Wochenende nach London. Man ist ja weltstädtisch heutzutage.
Die erste Klimakonferenz, bei der die Luftfahrtindustrie überhaupt angesprochen wurde, war meines Wissens die in Paris von 2015. Bis dahin konnten es die Stimmungsmacher vermeiden, in irgendwelchen Abschlußpapieren auch nur erwähnt zu werden. Die Begründung war meistens, daß die paar Millionen Tonnen gegenüber den Emissionen ganzer Länder ja vernachlässigbar gering sind.
Auf den zarten Hinweis, daß Treibhausgase, die in großer Höhe ausgebracht werden, deutlich schädlicher sind als solche, die eben am Boden entstehen, kam dann meistens eine Antwort, die besagte: „Das ist alles noch viel zu unsicher. Da brauchen wir mehr Forschung.”
Uralte Taktik, funktioniert immer wieder. Natürlich stößt ein Land wie die USA oder China CO2 in Mengen von Milliarden Tonnen aus und nicht in dreistelligen Millionen. Aber man kann Ländern nicht verbieten, weiter zu existieren. Wird etwas schwierig in der Ausführung. Bei der Luftfahrtindustrie ginge das sehr wohl. Zumindest im Experiment.

Was hätte das Verschwinden der donnernden Flieger noch für Folgen?
Genau – weniger Lärm.
Fluglärm ist ja nie ein Problem für Leute, die nicht an einem Flughafen wohnen. Es wird dann eins, wenn die Warteschleifen, die Flugzeuge fliegen, plötzlich verlegt werden und man doch Flieger über dem Kopf hat. Oder wenn der Flughafen ausgebaut wird und deswegen plötzlich Flugzeuge andere Teile des Luftraums benutzen. So geschehen in Frankfurt am Main, vor nicht allzu langer Zeit. Plötzlich beschwerten sich Menschen über Fluglärm und sinkende Immobilienpreise, die drei Jahrzehnte lang immer wieder über die Chaoten aus den 80er Jahren gemeckert hatten – da gab es diese Proteste gegen die Startbahn West.
Aber dann wurde der weitere Ausbau Frankfurts beschlossen, mit noch mehr Start- und Landemöglichkeiten und dem Terminal 3. Denn natürlich müssen die offiziell nur dank des Flughafens existierenden 80.000 Arbeitsplätze in der Region gesichert werden, da sind sich die obersten Stadtherren einig in der Politik.
Es ist das immer wieder bis zum Erbrechen wiederholte Argument. Unmittelbar frage ich mich, wie viele Steuergelder wieder in den erneuten Ausbau dieser Monstrosität fließen werden, die dann eben nicht Arbeitsplätze sichern, sondern die Renditen gewisser Aktien.
Über die Qualität dieser Arbeitsplätze wird meistens wenig geredet, denn natürlich sind das nicht alles gutbezahlte Fluglotsen oder Piloten. Die meisten der Arbeitsplätze eines Flughafens haben eher was mit Logistik zu tun und die Bezahlungen in der Logistikbranche sind oft eher mittelmäßig.
Wenn ich aber behaupte, daß das Verschwinden der Flieger auch den Lärm eliminiert, dürfte es jedem Kritiker schwerfallen, diese Aussage zu widerlegen. Eine Welt ohne Flugzeuge wäre wesentlich ruhiger.

Kommerzielle Luftfahrt ist gesellschaftsschädigend und gehört abgeschafft. Sofort schreien alle, daß davon die Welt unterginge. Aber würde sie das wirklich?

Als weiterer Vorteil käme hinzu, daß keines dieser Flugzeuge mehr abstürzen könnte. Weder über Land noch über der See, wie der verschwunde Flieger der Malaysia Airlines, die MH370. Oder der abgeschossene Flieger MH17, wer immer den genau vom Himmel geholt hat.
Weiterhin müßte keiner mehr Flugzeuge herstellen, die zu einem großen Teil aus modernen Kunststoffen und Carbonfaser bestehen. Alles Materialien aus fossilen Quellen. Man bräuchte keine Turbinenschaufeln, die man aus Wolframstahl herstellt. Überhaupt ist der Energieaufwand bei der Herstellung eines Flugzeug geradezu astronomisch.
Ganz besonders, wenn politischer Hick-Hack noch dazu führt, daß ein Teil eines Fliegers in Hamburg gebaut wird, ein anderer in Spanien, ein anderer in Großbritannien und das ganze Zeug dann in Frankreich zusammengeschraubt werden muß.
Derartige Maßnahmen werden dann immer von Politikern und Wirtschaftsvertretern gerechtfertigt, die immer etwas von „Effizienz” erzählen oder davon, daß man eben für den Fortschritt Opfer bringen müsse. Wie etwa Fluglärm, den man selbst nie zu hören kriegt.
Das ist übrigens auch der Grund, warum ein Rüstungsprogramm wie die F-35 in den USA immer weitergeführt wird, obwohl längst klar ist, daß das verdammte Flugzeug einfach ein beschissenes Produkt ist, das keine Sau braucht und auch langsam keiner mehr haben will.
Dutzende lokaler Politiker haben für ihren Bundesstaat und ihre Wahlkreise etwas abgezapft und sich somit ihre Stimmen gesichert. Denn wer am geschicktesten Steuergelder umleitet, wird hinterher als Bewahrer oder Erschaffer von Arbeitsplätzen präsentiert. Die Produktion des “Joint Strike Fighter” ist über mehr als 30 Bundesstaaten der USA verteilt. Dagegen ist Airbus ein streng zentralistisches Unternehmen. Aber natürlich kann man jetzt aus dem Programm nicht wieder aussteigen. Das ist so, wie Heckler und Koch auch Gewehre bauen könnte, bei denen man erst eine Münze einwerfen muß, bevor die Dinger schießen und treffen lernen – ein Typ wie Volker Kauder im Bundestag würde dieses Wunderwerk der Technik trotzdem als innovativ loben, denn H&K sitzen in seinem Wahlkreis.

Kommen wir zu den Nachteilen. In dieser Welt ohne Flugverkehr gäbe es natürlich in dieser Branche keine Arbeitsplätze. Logisch. Aber warum das ein Nachteil für die Welt sein soll, ist mir nicht klar. Denn diese Arbeitsplätze gab es früher auch nicht. Wenn ich den letzten Schraubenhersteller mit einbeziehe, der irgendwas mit einem Flugzeug zu tun hat, arbeiten von mir aus 5 Millionen Menschen global für die Luftfahrt.
Die noch immer währende Finanzkrise hatte bis 2011 nach einer Studie des OECD in den Mitgliedsländern mehr als 13 Millionen Jobs vernichtet, Tendenz zur damaligen Zeit noch steigend. Ein guter Teil dieser Arbeitsplätze ist bis heute – fünf Jahre später – nicht wieder aufgetaucht und wird es auch nicht. Das Ganze, um eine „Industrie” zu retten, die nichts wirklich produziert. Außer Schulden. Nur für den Fall, daß irgendjemand Arbeitsplatzverluste durch das Verschwinden der Luffahrt für „unerträglich” hält oder „keinesfalls zumutbar”.

Was ist mit dem Reisen, ganz besonders zwischen den Kontinenten?
Dafür brauchen wir doch sicherlich Flugzeuge?
Auch hier wäre meine Antwort: Nein, brauchen wir nicht. Denn was transportieren diese ganzen Flugzeuge eigentlich? Nun, zum größten Teil menschliche Passagiere. Müssen diese Leute zwingend von Kontinent A nach Kontinent B fliegen? Nein, müssen sie auch nicht. Warum muß ich im Zeitalter der sofort verfügbaren Kommunikation unbedingt 20.000 Kilometer über dem Meer zurücklegen, um an irgendeiner Geschäftsbesprechung teilzunehmen?

Warum zur Hölle halten es Amerikaner für eine Zumutung, wenn sie von New York nach Miami nicht fliegen können?
Die Reisen der Zukunft würden hier schlicht und einfach am Boden stattfinden. Man nennt das „Eisenbahn” und diese Erfindung ermöglichte die genannte Reise bereits vor einem Jahrhundert.
Im Jahre 1920 wäre diese Fahrt auch noch möglich gewesen. Aber dann kam das Auto als Massenprodukt auf, die großen Autobauer kauften jede Menge Schienenstränge auf und rissen sie dann aus dem Boden. Danach wurde mit massiver steuerlicher Förderung ein System aus Straßen aufgebaut, über das die vielen neuen Autos fahren sollten. Heute will die Straßen auch keiner mehr benutzen, um von New York nach Miami zu kommen, denn die sind in lausigem Zustand und alle halten Fliegen für ein gottgegebenes Recht.
Das gleiche gilt für Reisen von New York nach Los Angeles oder San Francisco. Immerhin durchmessen die USA gute 4.000 Kilometer. Aber warum sollte eine Reise über diese Strecke mit dem Zug heutzutage unmöglicher sein als vor einem Jahrhundert?
Trotz aller Forschung hat Mensch bisher eigentlich nichts hervorgebracht, das beim Transport von Menschen und Material so energieeffizient ist wie eine Zugverbindung. So weit dann zum „Fortschritt” und der wunderbaren „Technologie” an dieser Stelle.

Der Vorteil eines derartigen Programms läge auf der Hand. Es würde Arbeitsplätze entstehen lassen, die dauerhaft sind und die lokal ausgeführt werden können und somit keinen Zwang zum Pendeln beinhalten, jedenfalls größtenteils. Die USA wären heute besser dran, wenn sie seit einem Jahrzehnt in ein Programm investierten, um neue Schienenstränge zu verlegen und neue Züge daraufzustellen, anstatt unzählige Milliarden in fragwürdigen Frackingbuden zu versenken.
Alleine die Stahlindustrie würde sich vermutlich freuen.
Die USA müßten ein riesiges Konjunkturprogramm auflegen für Schienen, Bahnhöfe, Züge, Leitungen. Denn die Züge wären natürlich elektrisch angetrieben. All das dürfte Arbeitsplatzverluste durch den Tod der Luftfahrt mehr als kompensieren. Stattdessen werden Luftverkehrsgesellschaften künstlich über Wasser gehalten und niemand fährt heutzutage mit einem Zug von einer Küste zur anderen.
Nicht umsonst heißt ein inzwischen völlig verkümmerter Teil der USA bei den Einheimischen “flyover states”. Es mag seltsam klingen, aber Zugreiseverkehr stiftet auch so etwas wie kulturelles Zusammengehörigkeitsgefühl.

Natürlich müßten auch die Züge dazu gebaut werden. Keine superkomplizierten Hochgeschwindigkeitszüge. Keine Hyperloops. Normale Züge. Die sind durchaus auch 200 km/h schnell. Das genügt, um in siebzehn Stunden die Ostküste runterzufahren oder in zwanzig Stunden von Ost nach West in den USA. Zuzüglich Haltezeiten, sagen wir einfach das Doppelte. Aber Schlafwagen sind ebenfalls nichts neues.
Was wiederum dazu führte, daß man auch noch bequeme Züge bauen müßte. Züge, in denen richtiges Essen serviert wird. Aus richtigem Gemüse. Oder richtiges Frühstück mit richtigen Brötchen. Übrigens alles Dinge, die durchaus von Menschen hergestellt werden könnten, die entlang solcher Verbindungslinien leben. Man müßte sie halt nur hier und da an Bord nehmen. Nachts zum Beispiel.
Man müßte Züge bauen mit Salonwagen, zum gepflegten Abschütten des ebenso gepflegten Whiskys, zum Karten spielen, zum Konversation betreiben. Auch eine Kunst, die in heutigen Fliegern längst ausgestorben ist.  Züge zum darin-Leute-erstechen, damit Kriminalautorinnen gute Romane schreiben können.

Der Tod der Luftfahrt hätte auch nur minimale Auswirkungen auf den Transportverkehr, denn ein Löwenanteil internationalen Transports findet über die See statt.
Als Luftfracht kommen solche Dinge wie frische Schnittblumen aus Kenia, die in Treibhäusern gezüchtet worden sind. Gekühlten Treibhäusern, denn in Kenia ist es zu warm. Natürlich werden diese Leute dann ihren Job verlieren. Dafür vergiften sie sich nicht mit Pflanzenschutzmitteln, denn natürlich gibt es in kenianischen Treibhäusern keine lästigen Arbeitsschutzvorschriften. Außerdem gäbe es keine regionalen Konflikte mehr, weil die verdammten Treibhäuser den anderen Kenianern das Trinkwasser wegnehmen.
Ich müßte dafür auf gekühlte Hallen mit Blumenauktionen verzichten, die in den Niederlanden stattfinden und auf in Plastik gewickelte Rosensträuße pünktlich zm Valentinstag. An der Supermarktkasse für €1,99.
Da ich seit zwölf Jahren Single bin, brauche ich das eindeutig nicht. Ich habe meiner Freundin auch keine Blumen zum Valentinstag geschenkt, als ich noch eine hatte. Und nein, das ist nicht der Grund, warum ich keine mehr habe. Frauen, die einen Mann deswegen nicht haben wollen, weil er ihnen im Februar keine Blumen schenkt, sollten gesetzlich zum Kauf eines Vibrators verpflichtet werden und auf Handbetrieb umstellen.
Man könnte auch wahlweise alle ökologischen Schäden und Umweltsünden ebenso wie die fehlenden arbeitsrechtlichen Vorschriften auf den Strauß Rosen umrechnen. Dann kostet der an der Supermarktkasse etwa 99 Euro für vier Rosen. Löst das Problem auch. Würde man dieser Praxis bei Flugtickets folgen, dürfte das Ticket in der Holzklasse von Frankfurt nach London etwa bei €1.500 Euro landen. Wäre der Anfang einer guten Geschichte.

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Bild 2: Transportmittel mit Zukunft.
Luftschiffe könnten die Aufgabe heutigen Flugverkehrs sehr wohl übernehmen. Wohlgemerkt nur die Aufgaben, die auch gesamtgesllschaftlich sinnvoll sind. Die Zukunft wird nicht so luxuriös aussehen wie im Bild.

Was wäre mit interkontinentalem Personentransport?
Gute Frage. Mein Vorschlag wären ja Schiffsreisen. Oder wie wäre es mit Zeppelinfahrten?
Ein moderner Zeppelin aus Kohlefaserverbundstoffen könnte, entsprechend geformt, auch in relativ niedrigen Höhen verkehren und seine Motoren elektrisch antreiben. Den Strom gewinnt er aus den Solarzellen auf der Außenhülle. Klingt irgendwie alles nach Science Fiction, ist aber sehr wohl baubar. Nur wird derartige Technik aktuell dafür entwickelt, die Zivilbevölkerung zu überwachen.
Natürlich wäre das teuer und auch diese Dinger würden in der Herstellung Energie verbauchen. Doch das ist ja der Punkt: Alle unnötige Reiserei durch die Luft soll teuer sein und auch teuer bleiben. Und im Betrieb wäre ein solches Luftschiff mit ziemlicher Sicherheit sehr viel ökologischer als jedes noch so ausgetüftelte Düsenflugzeug. Schon einmal haben Luftschiffe die Kontinente verbunden. Warum sollte das jetzt unmöglich sein?
Ansonsten könnten Zeppeline die unbedingt notwendige Luftfracht übernehmen. Aber das sind vermutlich nicht einmal ein Prozent des gesamten weltweiten Güterverkehrs.

Was geschäftlichen Reiseverkehr angeht, kann ich nur sagen, daß man den ganzen so hochgelobten technologischen Fortschritt auch einfach mal anwenden müßte. Und zwar vernünftig.  Firmen müssen keine Bonusmeilen sammeln. Wozu?
Man kann sich für 100.000 Dollar einen Raum für Videokonferenzen einrichten. Oder besser Telepresence.
Dann sitzt der Typ aus Tokyo mit dem aus Washington, aus Berlin, London und Paris an einem Tisch und bespricht das, was man besprechen muß.  Natürlich muß man sich da auf eine Zeit einigen, wegen der unterschiedlichen Zonen. Aber die Technik ist verfügbar und nicht zu teuer, für transnationale Konzerne schon gar nicht. Jedenfalls auch nicht teurer als hunderttausende eigentlich unnötiger Flugkilometer jedes Jahr in jedem Konzern über 20.000 Mitarbeiter weltweit. Ganz besonders dann nicht, wenn man diese Flugkilometer mal nach einem ökologisch korrekten Tarif berechnete, wie oben schon erwähnt.

Das Verschwinden des Flugzeugs könnte einen Sieg für digitale Bürgerrechte bedeuten. Es ist ja nicht immer alles schlecht.

Es gäbe einen weiteren Voreil in diesem Szenario.
Wenn man geheime Dinge zu besprechen hat, müßte man sicher sein können, daß einen niemand belauscht. Es würde ein Markt für digitale High-End-Verschlüsselung entstehen. Statt einer Industrie, die mit den Geheimdiensten zusammenarbeitet, damit diese unter dem Feigenblatt der „Öffentlichen Sicherheit” die Bevölkerung global besser, schneller, leichter und illegaler überwachen können, hätte man plötzlich große Konzerne, die sehr darauf bedacht wären, daß ihre Produkte sicher sind.
Sicher in jeder Beziehung. Keine Hintertüren mehr in Hardware oder Software. Ordentlich entwickelte Software, auf Herz und Nieren geprüft, damit keiner so einfach mit dem Brecheisen an einer Schwachstelle ansetzen kann.
Falls jetzt jemand schreien möchte: „Aber die Terroristen!” – Schnauze halten und Hirn einschalten. Es ging und geht bei dem ganzen Überwachungskram der letzten Jahre und Jahrzehnte nie um Verbrechensbekämpfung oder mehr Sicherheit für die Bevölkerung. Es geht um mehr Überwachung.
Es geht vor allem darum, Regierungen die Möglichkeit zu geben, die Leute ausfindig zu machen, die über Betrügereien oder kriminelle Machenschaften dieser Regierungen berichten könnten. Oder diese Dinge an die Öffentlichkeit bringen.
Wie heißt es doch so schön heutzutage: „Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten.”
Da nehme ich die Regierungsvertreter dieses Planeten doch mal einfach beim Wort. Ein Staat hat keine Personenrechte und somit auch keine Privatsphäre. Und er hat schon gar keinen Anspruch darauf. Außerdem kann die Kanzlerin mit einem sicheren Handy ja auch sicher telefonieren, da würden sich auch Whistleblower die Zähne ausbeißen. “Leveling the playing field”, wie das heute so schön heißt im Fachprachlichen.

Was ist mit dem globalen Tourismus?
Tja, der wäre dann halt leider weg. Es könnten nicht mehr drei Millionen Leute pro Jahr durch die Pyramiden latschen. Oder das Taj Mahal so lange besuchen, bis es zusammenbricht. Oder sich mit dem Fallschirm noch in der letzten Ecke des Planeten abwerfen lassen, in der noch kein Tourist seine beschissene Coladose hat liegenlassen oder die Plastikfolie seiner Survival-Kit-Überlebensration.
Es gäbe keinen massenhaften Tauchtourismus mehr, der Korallenriffe abkacken läßt. Auch keinen Sextourismus mehr in gewisse asiatische Regionen, in denen man es mit Altersgrenzen nicht so arg genau nimmt. Allerdings entzieht sich mir auch hier die Tragik dieser Konsequenzen sehr stark.
Man müßte womöglich einfach mal Urlaub in der Nähe machen. Also eventuell in Norwegen statt Südindien. Oder Irland statt zentralafrikanischer Dschungeltour. Oder Südfrankreich statt Madagaskar. Wäre echt furchtbar. Womöglich würden sich Europäer dann besser kennenlernen und so einen Mist. Wer will schon seine Nachbarn besser kennen?

Die Bewohner der Malediven hätten dann ihre Inseln wieder größtenteils für sich. Denn aktuell werden immer mehr Bewohner auf den wenigen großen Hauptinseln konzentriert, die Bevölkerungsdichte dort ist mörderisch. Alles im Namen des Tourismus. Denn die Malediven, das Urlaubsparadies schlechthin, werden nicht demokratisch regiert und die Regierung läßt immer mehr Inseln räumen, damit die schönen, sandigen Eilande aus dem Urlaubsprospekt an Touristen vermietet werden können. Zahlungskräftige Touristen natürlich.
Allerdings würden die Malediven auch in einer Welt ohne kommerziellen Massenluftverkehr nicht mehr lange existieren. Denn der Klimawandel, der schon da ist, genügt völlig, um sie absaufen zu lassen. Was auch die Ausrede der Regierung für die Umsiedlungen ist. Vielleicht sollte man also die letzten Flieger besser benutzen, um diese Leute zu evakuieren.

Überall denken älter werdende Menschen aus einer anderen Welt alte Gedanken, damit die Welt weiter so bleiben kann, wie sie ist. Aber das kann sie gar nicht. Ein unabdingbarer Teil des Überlebens der Zivilisation wird es sein, anders zu denken als heute immer noch mehrheitlich üblich.
Die menschliche Zivilisation würde keinesfalls plötzlich implodieren, gäbe es keine kommerzielle Luftfahrtindustrie mehr. Denn in diesem Zustand existierte sie schon einmal, etwa um das Jahr 1920. Da gab es noch keinen kommerziellen Reiseverkehr in der Luft. So weit ich weiß, ist das Universum davon nicht untergegangen.
Außerdem müßten sich ohne Flugzeuge in der Luft ab sofort alle Chemtrails-Spinner eine neue Verschwörungtheorie aussuchen, mit der sie ihre eigene Blödheit als Gedankenkontrolle der Regierung verkaufen können. Alleine das wäre mir die Sache wert.


Das Titelbild heißt “Face of Death”, entstammt einem Flugzeugfriedhof in St. Augustine, Florida und wurde photographiert von Walter Arnold. Alle Rechte beim Photographen. Das Bild ist HIER zu finden und auch zu erwerben.

14 Comments

    1. Eher aus der Erdagasindustrie. Aber ja. Wäre allerdings nicht zwingend tragisch. Mir ging es darum, den Punkt klarzustellen: Mit den alten Denkweisen kommen wir nicht weit und nicht weiter.
      Der echte Transport der Zukunft wird wohl auch keine Zeppeline beinhalten 😉

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  1. Ich denke, es kann durchaus gute, innovative grüne Technologie geben. Wahrscheinlich wird es sie sogar geben müssen. Aber der Kapitalismus steht dem nunmal entgegen. Mit seltenen Rohstoffen und Bodenschätzen lässt sich wunderbar Geld verdienen und Macht erhalten. Mit wirklich günstigen Lösungen, die für jedermann zugänglich sind, nicht. Forschung, die wirklich nachhaltig denkt, kann also schon aus Prinzip gar nicht zugelassen werden. Forschung, die sich grün anmalt, aber dabei eigentlich genauso weitermacht wie bisher, dagegen schon. Da kommt noch zusätzlich das gute Image hinzu, mit dem man Geld machen kann.
    Wer weiß, vielleicht wird es ja noch was mit Teslas freier Energie. Dann kann die Menschheit auch Flugzeuge und Raumschiffe bauen bis zum Abwinken. 😉

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    1. Wer weiß, vielleicht wird es ja noch was mit Teslas freier Energie. Dann kann die Menschheit auch Flugzeuge und Raumschiffe bauen bis zum Abwinken

      Ähmmmm….unwahrscheinlich 😀

      Und es gibt bereits “grüne Technologie”. Wir haben sie auch mal benutzt.

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      1. Das war jetzt nicht zwingend das, was ich meinte. Aber nun mal nicht rumnörgeln. Besser grünes Klopapier als nix! 😉

      2. Manno, nicht mal nörgeln darf man hier. Muß den Blog missverstanden haben …
        Ich wundere mich die ganze Zeit, daß Du Dich nicht auf das beschlossene Aussterben des Ottomotors stürzt. Ich meine wenn schon Spaßbremse, dann richtig.
        http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/abgasskandal-mehrere-laender-planen-verbrenner-verbot-a-1087099.html
        Außerdem erwarte ich lobende Worte für meine Wahlentscheidung in Berlin, auch wenn es meiner favorisierten Partei nicht gelungen ist die CDU zu überholen.

        Aber nochmal zurück zum Klopapier – als die Yankees dieses in Venezuele künstlich knapp hielten, stürzte die Regierung dort über die Sauerei. Also wenn das hier auch funktioniert ist nix vielleicht doch gar nicht so schlecht.

      3. Echt? Der stirbt jetzt aus, der Otto, weil man das so beschlossen hat?
        Spitzennnummer. Da ist der Klimawandel dann ja gleich mit erledigt. Sind die Lobbyisten schon ausgeschwärmt, um Ausnahmeregelungen zu formulieren? Hat schon einer “Arbeitsplätze” gesagt? Oder hat schon jemand “freiwillige Selbstverpflichtung” gerufen?

        Ich warte da noch, bis die Sache soweit gediehen ist 😀

        Du meinst, in Deutschland stürzt die Regierung, wenn wir Verbrennungsmotoren verbieten statt Klopapier?
        Das könnte sogar eindeutig funktionieren. Aber ich will die Regierung gar nicht stürzen. Das soll die mal schön selber machen. Wieso soll ich ihr die Arbeit abnehmen? Selbst ist der Sturz!

  2. Das Schaf: “Ich warte da noch, bis die Sache soweit gediehen ist”
    Also das ist einer Kassandra total unwürdig.
    Ich dachte wir lehnen uns hier waghalsig aus dem Fenster das den Passanten der Atem stockt.
    Natürlich hat schon jemand Arbeitsplätze gesagt – was’n das für eine beknackte Frage? Aber irgendwer hat mir mal geschrieben, was wir wollen ist irrelevant.
    Coole Blogger sind immer schneller und am dransten.
    “Denkt immer dran, Freunde, als Erster hat’s euch Kassandra gesagt.”

    PS. Finde es doof dass hier die Unterhaltungen immer nach rechts abdriften bis gar nix mehr geht. 🙁

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  3. “Denkt immer dran, Charlie hat’s euch zuerst gesagt.”
    Ich weiß aber auch, was mit Charlie passiert ist. Gesteinigt haben sie ihn 😀

    Und ich kann eben auch nicht in jedem Artikel alle Aspekte unterbringen. Laut Blogger-Optimierungs-Guide sind meine Beiträge ohnehin um 200% zu lang.

    Das mit den rechtdrehenden Unterhaltungen habe ich jetzt abgestellt 🙂
    So besser?

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    1. Rein persönlich gesehen: Stimmt. Eindeutig. Aber Charlie hätte es noch so viel öfter zuerst sagen können 😉

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    1. Keine Ahnung. Aber ich habe 3 allow requests mit einer gewissen IP von 21:39:32 -36 und 59 Sekunden. Man gebe Kommentaren einfach ein paar Sekunden, um sich auf der Seite zu materialisieren. Druckauftrag fünfmal abschicken hat früher im Büro auch keine Probleme gelöst 😉

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