Alltäglicher Wahnsinn

Jetzt ist es soweit. Die Menschheit hat endgültig den letzten Rest ihres mickrigen Verstandes verloren.
Es gibt demnächst dann eine App zum Bewerten von Menschen. Das hat der Welt gefehlt zu ihrer Rettung. Mobbing, allgemeine Herdenpanik und Genderwahnsinn go digital!
Die Fresse des Babysitters paßt dir nicht? Und direkt mal einen Einstern reingedrückt! Und morgen dann direkt noch mal. Und auch gleich noch der Nachbarin Bescheid sagen. Aber man kann negativen Bewertungen widersprechen! Was für ein Glück, sonst hätte das noch Streit gegeben womöglich.

Unter folgendem Aspekt wird das besonders witzig: Ein Schiedsgericht hat in Australien beschlossen, es sei “bullying”, wenn man seine Freundin, die auch Arbeitskollegin ist, auf Facebook unfriended.
Es gibt also eine einzige Funktion auf Facebook, die klar zum Ausdruck bringt ,,Hau ab, Arschloch!” statt ,,Alle sind lieb” . Wenn ich also das einzig Realitätsbezogene tue, das Facebook in seiner heile-heile-Plastikwelt dem User so darbietet, ist das irgendwas zwischen normalem Zickenkrieg, Mobbing und mit der Freddy-Krüger-Maske im Dunkeln auflauern. Auf jeden Fall gesellschaftlich relevant bestrafenswert, keine Frage! Und so eine Entscheidung stammt von einem Schiedsgericht. Das ist nichts, was in der deutschen Juristerei existieren würde, mehr so ein Nachbarschafts-Verdammungs-Rat auf ziviler Basis. Unglaubliche Scheiße!

Bald, sehr bald, wird sich dieser Typ Menschen in kreischende Psychoopfer verwandeln, wenn auch nur einer auf ihren Schatten tritt am Badesee. Oder ich an besagtem See jemanden mit meinen Arschfalten erschrecke oder die Farbe meines Badegewands mißfällt. Ich meine, von mir aus können ja wirklich auch die letzten Tussis* weinend zusammenbrechen, weil es für sie unerträglicher Psychostreß ist, wenn sich in ihrer Nähe womöglich Menschen streiten. Oder Kinder laut sind. Meine Frage ist nur: Warum sollten normale Menschen sich von dieser ganzen Vollidioten-Opfa-Masche, die da in letzter Zeit aus der amerikanischen Welt rüberschwappt, auch noch anstecken lassen? Als wäre die Welt nicht hysterisch genug.

Ich bin sooo froh, daß ich kein Smartphone habe. Ist auch besser so, denn in Pegida-City, also Dresden, kann man dafür schon mal als flüchlingsmäßiges Ausländerpack beschimpft werden.
Gut, jetzt nicht direkt für das Smartphone, sondern für das verdächtige – mehrtägige! – Rumcampen in der Innenstadt vor dem Apple-Laden. Ich hätte da auch eher den Arzt gerufen, da macht man sich doch Sorgen, wenn völlig übernächtigte Gestalten vor dem Laden rumlungern. Ich wette, spätestens bei Erscheinen des iPhone10S werden die ersten Apple-Jünger in Steve-Jobs-Masken mit der Meditations-App vor dem AppleStore in NY sitzen und ihrem Gott Gebete darbringen, auf das die von den Propheten versprochene Lieferung iPhones auch unversehrt und vor allem in ausreichender Zahl vom Himmel herabfallen möge.
Ich glaube inzwischen, die so zurückhaltend als ,,Apple-Fans” verharmlosten religiösen Irren sind auch fest davon überzeugt, daß ihre technologischen Gadget-Kisten wirklich von göttlicher Macht aus höheren Sphären geschaffen werden. Die Herstellung von iPhones verbraucht keine Ressourcen, keine fossilen Brennstoffe und auch keinen Strom. Da sind Kobolde drin!

Eines Tages wird der Strom ausfallen in der modernen Wahnsinnswelt. Ich meine, länger als die Reichweite eines durchschnittlichen iPhone-Akkus. Das dürften dann derzeit so etwa 4 Stunden sein, wenn ich das korrekt abschätze. Ich hoffe, die dann sicherlich psychodramatisch verwüsteten Seelen springen allesamt von den Häusern, Klippen und allen anderen mindestens 15 Meter oberhalb von stabilem Beton gelegenen Punkten, die sie in der grauenvollen prähistorischen Dunkelheit werden finden können. Aber vermutlich werden die Digital-Lemminge nur völlig traumatisiert im Dunkeln rumschluchzen, bis irgendein Typ von den E-Werken das Licht wieder anknipst.

Wieso ich mich über sowas aufrege?

Der Atlantic hat da einen guten Artikel veröffentlicht, der sich damit beschäftigt, daß immer mehr Studenten verlangen, auf ihrem Campus vor Dingen geschützt zu werden, die sie irgendwie nicht gut finden oder die jemanden ,,triggern” könnten. Das kenne ich als Ausdruck bei Menschen mit multipler Persönlichkeit, die können durch eine Geste, eine Wortwahl oder eine Szenerie dazu gebracht werden, von einer Persönlichkeit zur anderen zu flippen. Trigger bezeichnet im Englischen natürlich auch den Abzug einer Waffe, so als Nebeninformation. Aber hier geht es generell um gesunde Blagen, die nach der mittleren Reife irgendwo rumfallen für mehr Bildung.

Das wäre dann so der Medizinstudent, der den grauenvollen Anblick des menschlichen Körpers in seinem Anatomieatlas nicht ertragen kann. Und deswegen muß dann da ein Etikett draufkleben mit einer Warnung. Sonst gibt’s Schmerzensgeld für den Kerl, mindestens einen Kachelmann. Und natürlich muß bei dem armen Kerl berücksichtigt werden, daß er nicht aus dem Atlas lernen konnte bei seiner Prüfung. Falls die Prüfung nicht irgendwann auch einen unzulässigen Angriff auf die psychische Stabilität des Probanden darstellt, versteht sich. Kommt bald auch noch.
Das mit dem Medizinstudenten habe ich mir ausgedacht, aber in exakt die Richtung geht das. In US-Colleges gibt es seit geraumer Zeit vermehrt “free speech zones”, was schlicht bedeutet, auf dem Rest des Geländes gibt es das nicht mehr, die freie Rede. Denn dabei könnte man natürlich Konzepte umreißen, Worte benutzen und Ideen ansprechen, die andere abstoßend finden. Oder anstoßend. Wie auch immer. Der Kern der Sache ist, daß unter dem Deckmantel des Beschützens vor emotionalen Schaden schlicht Gedankenkontrolle betrieben wird. Das Recht der freien Meinungsäußerung, das die Amerikaner ja immer so hochhalten, bekommt also ein klitzekleines Reservat auf dem Campus. Wie süß!
Wer diese meine Äußerung absurd findet, sollte den Artikel beim Atlantic lesen und mal “free speech zones” googlen.**

Es kann übrigens auch sein, daß Eltern das für ihre Kinder verlangen. Oder das College-Profs das für wichtig halten und den Schutz der lieben Kleinen auch vorauseilend ausgestalten wollen. Schon damit sich die Eltern nicht in Zukunft beschweren. Wer kein Traumatisierungsschadenverhinderungsprogramm hat, wird natürlich mies bewertet. Ist ja auch völlig unverantwortlich, sowas!
Bald werden die Colleges die meisten Spenden reicher Eltern bekommen, die ihre Studenten am wirkungsvollsten in Watte packen, von der Realität abriegeln, ihren Weg mit Feenstaub berieseln und natürlich die beste Propaganda verbreiten, wie toll doch das ganze Leben sein wird, das hinter der im Studium aufgetürmten Schuldenhalde für den US-Mindestlohn auf die tapferen Denker der Zukunft so wartet.

Wenn dieser Trend sich auch in Deutschland ausbreitet, so wie der ganze Gender-Schwachsinn in letzter Zeit ebenfalls, sind wir dem Untergang des kritischen Denkens wieder einen großen Schritt näher, Ladies und Gentlemen. Bald wird historische Wahrheit und die Wirklichkeit nur noch in begrenzten Zonen zulässig sein, alles andere ist dann bewußtloses Digital-Disney mit persönlicher Filterkonfiguration.
Schade, daß es noch keine App gibt, mit der man solche Dinge in anderen Ländern per Smartphone bewerten kann. Vor allem auch mit negativen Punkten, denn ansonsten gäbe es ja auch für den letzten Dreck noch einen Stern, so wie bei Amazon seit Anbeginn der digitalen Steinzeit.

Aber falls mal einer die App programmiert, kaufe ich mir vielleicht doch noch ein Smartphone.

* der australische Fall dreht sich ausdrücklich um zwei Frauen, also nicht böse sein, Mädels. Und falls doch, ist es mir übrigens egal. 😉

** Und anschließend Abbitte leisten, indem ihr diesem Blog folgt.

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